Neuartige Produktionsmittel |
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Der Ausgangspunkt der Produktivitätssteigerung bleibt weiter der arbeitende Mensch. Er entwickelt dazu stets neuartige technische Mittel. Drei typische Etappen lassen sich (nach Womack u.a.) unterscheiden: |
Handwerkliche Produktion |
Massenproduktion ("Fordismus") |
Schlanke Produktion ("Toyotismus") |
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Neuerungen in der Fertigung: Paßgenaue Austauschbarkeit der Bauteile und Einfachheit ihres Zusammenbaus ® Maßarbeit (seit 1903), Fließband ab 1913 |
® kombiniert handwerkliche mit MassenfertigungAusgangspunkt: schneller Werkzeugwechsel (Pressen von Karosserieteilen) |
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<produktivitäts- und |
<wertschöpfungsoptimiert> |
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(austauschbare Arbeitskräfte) |
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Die Aufmerksamkeit konzentriert sich in diesem Zusammenhang heute meist auf die modernen Informations- und Kommunikationsmittel .Schnelle und effektive Information und Kommunikation ist die wesentliche Wechselwirkung, die die Wirtschaft heute vorantreibt. Stoffliche und energetische Prozesse werden von ihnen gelenkt. Wegen der viel höheren Transportgeschwindigkeit der Information und Kommunikation können diese schnelleren Prozesse die langsameren stofflichen und energetischen "triggern". Heute ist diese Produktionsform zu unflexibel. Das ist eine der Hauptaufgaben neuen IuK-Technologien. Gerade die den Produktionsprozeß wesentlich bestimmenden Faktoren sind inzwischen informationelle, nicht mehr stofflich-energetische. Dadurch bekommen Tätigkeiten wie das Programmieren und der Umgang mit Software eine neue Rolle. Die Art und Weise, wie LINUX entstand (in einem vernetzten, sich selbst organisierenden Team im Internet), soll mittlerweile nach einer MIT-Studie auch auf möglichst viele "freischaffende Auftragnehmer in temporären Arbeitsverhältnissen" übertragen werden. Ob die LINUX-Entwicklung und ihr ökonomischer Status (LINUX selbst ist keine verkaufbare Ware) vielleicht sogar die kapitalistischen Verhältnisse sprengen kann, wird z.Z. intensiv diskutiert
(siehe IuK sind jedoch nur Mittel zum o.g. Zweck. Wichtig ist, daß sie nicht lediglich veraltete Organisationsstrukturen "verschnellern" sollen, sondern ihr Potential zur Neustrukturierung aller Prozeßsstrukturen genutzt wird (vgl. Hammer, Champy, S. 112ff.). IuK ermöglichen die Koordination neuartig vernetzter Produktionsstrukturen (unternehmensintern wie auch zwischen wechselwirkenden Unternehmen, z.B.
in modernen Produktions-Planungs- und Steuerungssystemen (PPS) .Die neuen Produktionsformen bedeuten vor allem organisatorische Veränderungen. Produktionseinheiten werden vorwiegend nach dem Gruppenprinzip neu integriert. Ähnliche Arbeitsobjekte bezüglich Bearbeitungsvorgängen und technologischen Reihenfolgen werden zusammengefaßt; für jede Ablauffamilie wird ein Fertigungssegment gebildet und innerhalb dieser Fertigungssysteme erfolgt eine Selbst-Regelung (vgl. Zäpfel). In der Produktionsorganisation selbst wird die Funktionsorientierung von der Prozeßorientierung abgelöst, was neuartige Koordinierungen benötigt. Kostengünstig und flexibel sind hier beispielsweise die:
Die Produktion erfolgt in immer öfter entsprechend der Gruppentechnologie mit den Prinzipien: Teilefamilie, Komplettbearbeitung, Gruppenarbeit und autonome Fertigungsinseln.
Eine besondere Rolle spielen die schon erwähnten IuK-Techniken, die dezentralen PPS-Systeme in Verbindung mit neuen flexiblen Produktionsmitteln. In der gesamten Fertigungstechnik sind auf diesen Grundlagen neuartige Produktionsformen zu erwarten:
Es entstehen die Voraussetzungen für eine automatisierte Kleinstserienfertigung (Scholz-Reiter, Müller, S. 108).
Einordnung flexibler und konventioneller Fertigungsanlagen (Scholz-Reiter, Müller, S.92) Auf dieser Grundlage erweitert sich die Selbst-Organisation der produktiven Einheiten. Varianten eines dezentralen Produktionscontrolling (Reiß, S. 126) Die Vision der Zukunft ist nicht mehr die menschenleere Fabrik (CIM), sondern ein Intelligent Manufacturing System (IMS), wie es vom japanischen Ministerium für Internationalen Handel und Industrie gefördert wird. Dabei entstehen autonome, verteilte Systeme einschließlich intelligenter, selbstorganisierender und sich selbst wartende Systeme (Löser). Dadurch werden die Voraussetzungen für eine "Kundenindividuelle Massenproduktion" geschaffen. |
Literatur (mit externem ![]() Becker, J., Informationstechnische Entwicklungen, In: Corsten, H., Gössinger, R., S. 57-86 Corsten, H., Gössinger, R., (Hrsg.), Dezentrale Produktionsplanungs- und steuerungs-Systeme, Stuttgart, Berlin, Köln 1998 Fuchs-Kittowski, F. u. K., Einsatz von Telekooperationssystemen für kreativ-lernende Organisationen einer zukünftigen Wirtschaft, in: Referateband zum 3. Beckmannkolloquium am 04. und 05. Juni in der Hansestadt Wismar, Wismar 1999 Hammer, M., Champy, J., Business Reengineering. Die Radikalkur für das Unternehmen, Frankfurt/ New York 1994 Koch, R., Integrierte Produktionstechnik - Modularität, Mehrfunktionalität, Mobilität, in: Dresdner Produktionstechnik Kolloquium DPK ´99 Löser, R., Informationstechnologien - Voraussetzung für ein intelligentes Unternehmen, in: Beratergruppe Neuwaldegg (Hrsg.), Intelligente Unternehmen - Herausforderung Wissensmanagement, Wien 1995, S. 109-122 Marx, K., Das Kapital, Band 1, Berlin 1988, S. 401 Meretz, S. (1999a), Die doppelte algorithmische Revolution des Kapitalismus - oder: Von der Anarchie des Marktes zur selbstgeplanten Wirtschaft. Internet: http://www.kritische-informatik.de/algorev.htm Reiß, M., Organisatorische Entwicklungen, In: Corsten, H., Gössinger, R., S. 109-141 Scholz-Reiter, B., Müller, S., Fertigungstechnische Entwicklungen, In: Corsten, H., Gössinger, R., S. 87-110 Womack, P., J., Jones, D., T., Roos, D., Die zweite Revolution in der Autoindustrie. Konsequenzen aus der weltweiten Studie aus dem Massachusetts Institute of Technolgy, Frankfurt/ New York 1994 Weißner, Vernetzte Produktentstehungsprozesse, in: Dresdner Produktionstechnik Kolloquium DPK ´99 Zäpfel, Grundlagen und Möglichkeiten der Gestaltung dezentraler PPS-Systeme, In: Corsten, H., Gössinger, R., ,S. 13-53 Nachtrag: Meretz, St., Schlemm, A.: ![]() Zum neuen Charakter dezentral-vernetzter Produktionsweisen |
Die Vision:
...Dies war die Art und Weise, wie die Wirtschaft funktionierte. (I.McDonald: Kirinja, S.270) | ![]() Exponat der EXPO 2000 mit atomar-molekularer Produktion |
Die Realität: Was früher mit einer Fräs- oder Bohrmaschine Schritt für Schritt handgesteuert gemacht werden mußte, erledigt die Maschine heute alleine. Ich kann daneben sitzen und lesen...(natürlich SF) | ![]() Arbeitsplatz an einer kleinen CNC-Maschine im Jahr 2002 |
Selbstorganisations-Management Computer im Kapitalismus (aus der Mailinglist Oekonux) Mögliche Zukünfte - Konkrete Utopien Homepage der Autorin |