OEKONUX

... ist der Diskussionszusammenhang in einer   Mailinglist im Anschluß an die Konferenz   "Wizards of OS" für die Freie Softwareentwicklung über eine Open Source Ökonomie mit den Fragestellungen:

  • Was ist das Besondere am ökonomischen Modell von GNU/Linux?
  • Auf welche anderen Bereiche ist dieses Besondere übertragbar?
  • Ist GNU/Linux eine empirische Widerlegung einiger wesentlicher eigentums- und effizienztheoretischen Aussagen?
  • Kann GNU/Linux als Prototyp für eine nicht auf Tausch basierende Ökonomie gelten?
  • Kann der Kapitalismus eine Gnu/Linux-Ökonomie integrieren?

  28./29.April 2001:   1. Oekonux-Konferenz/Dortmund
u.a. mit einem Workshop
  "Reibung erzeugt Wärme" - Organisierung politischer Bewegung und Freier Softwareproduktion

 

Seit Ende Juli/Anfang August 1999 wurden Debatten dazu geführt (siehe    Archiv). Sie werden   ausführlich dokumentiert.

Die folgende Zusammenstellung dokumentiert vor allem die anfänglichen Positionen, wobei sich die Themen unterneinander vernetzen:

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Modell einer neuen Ökonomie und Gesellschaft:

Im Sinne von Ishi/Lutterbeck:
"Dabei ist es möglicherweise aussichtsreich, die Werte, die das Internet und Open Source erfolgreich gemacht haben, der Modellierung künftiger Regularien zugrunde zu legen. In dieser Sicht ist das Internet und Open Source ein Modell der Informationsgesellschaft."

Robert, 20.7.99:
"fuer mich ist linux nur ein stellvertretendes Produkt der "neuen" Oekonomie, deshalb sollte sich der Name fuer eine Wirtschaftsforme, die sich ausserhalb des klassischen Allokationsprinzips befindet, nicht auf linux beschraenken"

Stefan Mn, 22.7.99:
"Die Idee, daß die Vergesellschaftungsform von Linux etwas wirklich neues sein könnte, spukt mir schon seit ca. zwei Jahren im Kopf herum. Auf die Idee hat mich ein Text von Robert Kurz in der Krisis gebracht:   http://www.magnet.at/krisis/krisisartikel/kurz19.html"

Stefan Mn, 26.7.99:
"Nun fände ich die Abschaffung des Staates natürlich auch eine tolle Sache. Allerdings erst dann, wenn an seine Stelle eine gesellschaftliche Bewegung getreten ist, die es schafft, die hochkomplexe (zumindest da wo es noch nötig scheint) Organisation aufrechtzuerhalten, zumindest aber nicht im Chaos versinken zu lassen.
Hier läßt sich m.E. ein prima Bogen zu Gnu/Linux schlagen: Dies ist m.E. eine Form, wie ein gesellschaftliches Bedürfnis ohne staatliche Struktur und ohne privatwirtschaftliches Vorantreiben sich aufs Beste verwirklicht."

Stefan Mn, 28. Juli:
> Produktionsweise, hier digital, immateriell oder wie auch immer, könne
> zu einer neuen Art von Vergesellschaftung der Produktion führen. Wieso?
"Nun, wenn wir uns mal anschauen, wie eine Überwindung des Kapitalismus nach theoretischen Überlegungen aussehen müßte, dann erfüllt Gnu/Linux einfach viele dieser welcher.
  • Z.B. indem es den Gebrauchswert des Gutes an oberste Stelle setzt -nicht den Tauschwert der Ware.
  • Z.B. indem es von den ProduzentInnen in freier Absprache freiwillig erstellt wird.
  • Z.B. indem es ein Produkt ist, das an der Spitze der kapitalistischen Produktivkraftentwicklung liegt - mithin also nach Marx'schen Kategorien am ehesten dafür prädestiniert ist, die Fesseln der Produktionsverhältnisse zu sprengen (hier mal ohne Erläuterung der Begriffe).
  • Z.B. weil es ein Produkt ist, dessen Existenz sich gegen die herrschende Vergesellschaftungslogik (Vergesellschaftung bezeichnet die Art und Weise wie die Mitglieder einer Gesellschaft zueinander in Beziehung treten. Im Kapitalismus ist primär der Markt die Vermittlungsinstanz.) durchgesetzt hat, ohne daß ein revolutionäres Bewußtsein dem Handeln vorangegangen wäre. Ich denke, daß das sehr an die frühen KapitalistInnen erinnert, die auch keinen blassen Dunst davon hatten, welch gesellschaftsverändernde Kraft ihre (Patikular-)Interessen haben würden.

Oder:
" (ist) sie nichts weiter als eine ökonomische Besonderheit, die bald ins Nirwana privatisiert wird oder als eine Art Bürgerarbeit klassifiziert werden kann." "Linux ist nicht umsonst eben nur da entstanden, wo primäre Erwerbsquellen existierten. An dieser Stelle: Schluß mit der Romantik." (Sabine, 23.und 26. 7.99)

Oliver, 26.7.99:
"Augenreiben, um vom Linuxhype weggucken zu können, um festzustellen, daß das alles gar nix Neues ist? Und nochmal die Frage: Wo sind die Parallelen zu anderen unentgeltlicher Arbeit, Ehrenamt, Einsatz im Kaninchenzüchterverein, Diakonie, pi pa po?"

Dazu Stefan Mn am 28.7.:
"Ehrenamtliche Tätigkeiten füllen i.a. nur Nischen der kapitalistischen Vergesellschaftung aus - einE BundeskanzlerIn oder VorstandsvorsitzendeR von Chrymler als Ehrenamtliche kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen.
So gesehen scheinen mir ehrenamtliche Tätigkeiten nur den notwendigen Schmierstoff zu bilden, ohne den die kapitalistische Vergesellschaftung nicht auskommt.
Weiterhin stehen ehrenamtliche Tätigkeiten normalerweise nicht in Konkurrenz zur warenorientierten Produktion. Gnu/Linux hingegen will ja ganz explizit warenorientierte Produktion (M$) verdrängen."

Pit, 26.7.99:
"Linux ist insofern eine Ausnahme als dass es einen Typ von "immaterieller Arbeit" beschreibt der sich den Luxus nehmen kann fuers Allgemeinwohl zu produzieren. Warum arbeiten Leute in Non-Profit Unternehmen? Es gibt "Unternehmensziele" wie auch Lebensziele die nicht in erster Linie monetaer sind, sofern ein Grundeinkommen gesichert ist.... Linux existiert weil Programmierer heutzutage kein Problem haben Geld zu verdienen, aber oft vom Herzen her eigentlich an guten Problemloesungen interessiert sind und nicht an lukrativen Haesslichkeiten."

Sabine, 28.7.99:
"Ich finde, diese klitzekleine Frage, gibt es eine "Ähnlichkeiten zwischen Ehrenamt und Produktion von Gnu/Linux" ist die erste und überhaupt wichtigste Frage, die wir rausfinden müssen, um alle anderen davon abgeleiteten Fragen überhaupt diskutieren zu können. Da ich da ja irgendwie dazu tendiere, GNU/Linux in den Bereich des Ehrenamts/öffentliches Gut/Freiwillige Feuerwehr einzuordnen, aber wie gesagt erst mal nur bei grober Betrachtung, würde ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen lassen."

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oder: Keime des Neuen im Alten (Stefan Mz., 26.7.99):
  • freie Software ist keine Ware, sie liegt folglich jenseits des Kapitalismus
  • die Entwicklungsweise freier Software enthält Elemente einer neuen Qualität von Produktivkraftentwicklung (nenne ich mal "Basar-Modus")
  • der Kapitalismus ist mit seiner Art der Produktivkraftentwicklung am Ende, der Basar-Modus weist über diese hinaus

Stefan Mn. 26.7.99:
"Ich denke, daß GNU/Linux es geschafft hat, eine erhebliche Zahl von Individuuen, deren Anreiz eben nicht primär monetär ist, zu einem großen gemeinsamen zusammenzuführen. Dies zumindest unter kapitalistischen Verhältnissen ohne den Reichtum, in dem zumindest diese Individuuen leben nicht möglich gewesen. Ziel einer gesellschaftlichen Bewegung müßte m.E. sein, diesen Reichtum und diese Unabhängigkeit vom Geld für alle zu erreichen."

Stefan Mz., 1.8.99:
"Meine Argumente für eine Nicht-Vergleichbarkeit (mit Hobby):

  1. Linux steht für die Spitze der PK-Entwicklung im toyotistischen Kapitalismus (sagte auch Stefan Mn. mal) während ein Bastelhobby oder Billiard eher die Handwerker-Periode des Kapitalismus repräsentiert. Das meine ich nicht wertend, es gibt auch Leute, die sich manuell-handwerklich selbst entfalten können. Mich interessiert aber die Spitze.
  2. Linux wird für alle gemacht, ein persönliches Hobby mache ich nur für mich und vielleicht ein paar andere.

Linux vereint also das Element der verallgemeinerten gesellschaftlichen Produktion (hat Linux mit der kapitalistischen Produktionsweise gemein, was auch Marx als historische Leistung würdigte) mit dem Element der Gebrauchswertorientierung (hat Linux mit dem Nachkapitalismus gemein, was immer das ist). "

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Produktivkraftentwicklung

siehe auch:
Meretz, S.,   Linux - Software-Guerilla oder mehr? Die Linux-Story als Beispiel für eine gesellschaftliche Alternative ...und   Begriffserklärung "Produktivkraft" aus der Listendiskussion

Stefan Mz.,27.7.99:
"Der Linux-Basar entfaltet _Elemente_ einer neuen Qualität von PK-Entwicklung, die der Kapitalismus (in seiner aktuellen "toyotistischen" Stufe) nicht auf die Reihe kriegt: Die letzte große Produktivitätsressource ist die Selbstentfaltung des Mensch. Selbstentfaltung und Fremdbestimmung sind als Widerspruch unter Verwertungsbedingungen nicht auflösbar. Zwar wird allerlei versucht, um an diese letzte Ressource ranzukommen (tausend Konzepte: Lean production, BPR, Kaizen und wie das alles heißt), aber es kann nicht gehen. Der Linux-Basar unterliegt den Verwertungsbedingungen nicht. Hier gehen Leute rein und mitunter darin auf, weil sie's wollen, weil sie sich (ein Stück weit) darin selbst entfalten können."

Stefan Mz., 30.7.99:
"Der Kern der Kette war die Aussage, daß der Kapitalismus das nicht auf die Reihe kriegt, was der Linux-Basar schafft: eine neue Qualität der Produktivkraftentwicklung zu entfalten, deren Kern die Selbstentfaltung des Menschen ist. Der Verwertungszwang im kapitalistischen Laden bewirkt, daß die Leute in der Arbeit nicht nach dem Spaß, sondern dem Markt richten müssen - platt gesagt. Diesen Verwertungszwang hat Linux und Co nicht, die Leute können genau das machen, was ihnen je individuell gemäß ist, sie können ihre Individualität entfalten."

Stefan Meretz 1.8.,
> "Selbstentfaltung des Menschen" ist, wenn ich es recht verstehe, der
> Umstand, daß die Leute in der Arbeit sich nach dem Spaß und nicht
> nach dem Markt richten können und bei Linux ist dies der Fall, richtig?
"Spaß ist eine notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzung. Flipper spielen kann Spaß machen, aber mit Selbstentfaltung hat das nicht viel zu tun. Selbstentfaltung ist Spaß haben UND die der eigenen Individualität gemäßen Entwicklungsmöglichkeiten voll ausschöpfen."

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  Das Neue der mikroelektronischen Produktivkraftentwicklung

  Ein neuer ProduzentInnentyp ?

  Computer im Kapitalismus

Rückfall in kapitalistische Ökonomie?

Pit, 26.7.99:
es gibt ja auch geldfreie oekonomien. wenn aber erst einmal eine oekonomie messbar und benennbar ist, wenn die schnittstellen zum markt definiert sind (was raymond vorangetrieben hat, aber bei stallman bereits angelegt ist) dann ist der naechste schritt eben die oekonomisierung von open source, der boersengang von red-had und suse z.b. Dabei wird dann ganz spannend zuzusehen ob die community genug druck ausueben kann dass der boersengewinn wieder z.T. rueckinvestiert wird in entwicklung (a la xfree).

Dazu: Oliver am 26.7.:
Never! Ein Kasten Bier (free beer, sozusagen), daß sie das nicht kann -ich tippe eher auf Rückzug als auf Aufstand. Eine Reaktion, die ich jetzt schon bei einigen GNU'lerInnen (GNUs?) sehe, ist der Boykott von SuSE, Red Hat und dergl... (Rückzug also nicht aus der Szene, sondern eher Distanzierung von den GewinnlerInnen)

Und Stefan Mn. Am 27.7.99:
> Dabei wird dann ganz spannend zuzusehen ob die community genug druck
> ausueben kann dass der boersengewinn wieder z.T. rueckinvestiert wird in
> entwicklung (a la xfree).
"Auch wenn das sicher wünschenswert wäre halte ich das nicht für das Entscheidende. Der Witz ist, daß Gnu/Linux niemals privatisiert werden können!"

Pit weiter am 26.7.99:
wenn aber nicht alles der privatwirtschaft ueberlassen wird, sind scenarien denkbar bei denen open source entwicklung technikstrategisch von staatlicher bzw. europaeischer ebene gefoerdert wird, im sinne der unterstueztung "oeffentlicher" IT-infrastruktur. die frage ist also ob sich die grasswurzel bewegung eher in richtung privatisierung, institutionalisierung oder aber was Benny Haerlin erwaehnte eine dritte form, naehmlich etwas NGO artiges entwickelt. Dass OSS in den Haenden der vielen kleinen Firmen bleibt ist ein heeres Ziel, aber am Beispiel Internet bzw. Hardwaremarkt sollte klar sein dass Konzentration am Markt immer Teil eines Kommerzialisierungs-prozesses ist. Vielleicht geht das auch alles zu weit und man interpretiert zu viel in diese kleine und durchaus hilfreiche Softwareentwicklungsinnovation.

Stefan Mn. 27.7.:
"Ich sehe es so, daß Gnu/Linux im Prinzip eine postkapitalistische Insel bilden, auf der "jedeR nach seinen Fähigkeiten, jedeR nach ihren Bedürfnissen" schon recht gut verwirklicht ist. Aber natürlich befindet sich diese Insel in einem kapitalistischen Meer und an den Ufern gibt es natürlich Überlappungserscheinungen und Widersprüche."
"Die Frage wäre, ob das Meer die Insel nochmal zu verschlingen imstande ist - oder ob die Insel immer größer wird."

Stefan Mz., 1.8.99:
"Du sprichst eine Knackfrage an: Kann der Kapitalismus "Linux" integrieren oder nicht. Hier muß Produkt und Prozeß unterschieden werden, sonst gibt’s Konfusion. Ja, auf jeden Fall wird das Produkt Linux geschluckt oder besser integriert, das sieht man bei der Welle der Linux-Bekundungen der Big-Player (fehlt nur noch M$). Was verwertbar ist, wird auch verwertet. Daher das schöne Bild des Stricks, den der Kapitalist verkauft und dann daran aufgehangen wird. Anders beim Prozeß: Die Basar-Produktionsweise kann nicht integriert werden, da die immanenten Grenzen das nicht zulassen. Natürlich werden sie’s versuchen, sogar M$ empfiehlt (siehe Halloween-Papiere), intern "linuxmäßig" vorzugehen und zwischen den Abteilungen den Sourcecode offenzulegen (echt: M$ arbeitet auch intern teilweise mit closed Sources!). Aber erstens haben sie’s nicht geschnallt, denn open Source ist nicht das wesentliche, und zweitens könnten sie, selbst wenn sie’s mal kapieren, nicht vollständig umsetzen - Deine Grenzen oben! "

Stefan Mn, 5.8.:
"Die immanente Grenze wäre vielleicht so zu fassen: Die Basar-Produktionsweise ist ein fundamentaler Widerspruch zum kapitalistischen Konkurrenzprinzip. Deswegen ist - zumindest im Kern - eine Integration in kapitalistische Verwertung nicht möglich."...
"Nach den immanenten Grenzen sieht es ... so aus, als könnte es nicht gehen. Ungefähr so, wie die freien Lohnarbeiter, derer der aufkommende Kapitalismus bedurfte, ein Widerspruch zu den immanenten Grenzen der Leibeigenschaft waren."

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  Raymonds Reichtum
"Reporters often ask me these days
if I think the open-source community will be
corrupted by the influx of big money.
"

Transaktionskosten

siehe auch:
   Begriffserklärung "Transaktionskosten" von Sabine

Pit, 26.7.99:
>Transaktionskosten sind umso höher, je schwieriger es ist, ein Gut zu
>messen. Normierungen wie die DIN-Norm oder die Etablierung von
>Gütesiegeln sorgen daher für niedrige Transaktionskosten.
"das ist spannend. den bei Linux liegt ja folgendes vor. es folgt offenen standards, senkt dadurch eigentlich nach obiger Def. die transaktionskosten, ABER wie "bemisst" sich der wert von Linux, free software allgemein? ist es der Wert der Red-Hat plus Suse Aktie? genau hier muss man sehr vorsichtig sein. Suse hat vorgesort mit den Suselabs, Xfree etc. also dem rueckfluss an die community, aber stimmt das verhaeltnis? wie ist es bei Red-hat. ab welchem grad der oekonomisierung hoert die freiheit des Einzelnen gegenueber der Allgemeinheit der linux-Community auf? kleiner vorschlag, john locke und die triebtheorie greifen hier zu kurz.

der trick ist die transaktionskosten gegen null laufen zu lassen und sich ganz der entwicklung und optimierung zu widmen, d.h. wissen frei zirkulieren zu lassen.

Dazu Sabine am 27.7.:
"Ja, eben. Aber nach der Neoklassik können die Transaktionskosten nur dadurch gegen Null gehen, wenn der Staat dafür sorgt, daß die Eigentumsrechte hundertprozentig abgesichert werden und sich jeder darauf verlassen kann und alle Unsicherheiten abgebaut sind, das staatliche Gewaltmonopol also wirkt und durchgesetzt ist...also. Die meinen das schon nochmal anders....nach der Neoklassik ist Freie Software ein Exot. Paßt net ins Modell. Das ist alles."

Weiter Pit, 26.7.99:
dadurch wird ein komplexes system robust. wenn z.b. man anfangen wuerde auf einer mailingliste leute fuer die "guete" ihre beitraege bezahlen zu wollen, oder aehnliches waere das sicher der anfang vom ende solcher mailinglisten.
zur messbarkeit. nicht nur in der quantenphysik bedeutet die quantisierbarkeit oft eine veraenderung der systembedingungen und damit der zu messenden phaenomene. linux finden zwar innerhalb des digitalen aber zum teil ausserhalb oekonomischer transaktionskalkuele statt. kann man das so sagen?"

Sabine 27.7.99:
"Die Transaktionskosten sind gleich null. Weil weder Eigentumsrechte gesichert werden müssen, noch muß quantitativ gemessen werden, damit es aufgeteilt und abgegrenzt und angeeignet werden kann.
Wenn die Transaktionskosten gleich null sind, dann ist laut Neoklassik der Idealzustand des freien Marktes erreicht. Irgendwie dreht sich hier alles im Kreis...Versteht das noch einer? Die Neoklassik als verkappte Kommunisten? Und wir haben es alle nicht gemerkt? Tsts...Schlafmützen!"

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Eigentumsfrage

siehe auch:
Nuss, S., Heller, S.,   Intellectual Property Rights und Intellectual Property Left. The Case of the Operating System Linux:
"Im Gegensatz zu materiellen Dingen lassen sich immaterielle Gedanken als Grundlage von geistigem "Eigentum" nur äußerst schwer abgrenzen, eindeutig ihrem "Erzeuger" zuordnen und andere von ihrer Nutzanwendung exklusidieren."... "Die Kritik am Gemeineigentum, es würde eine Verschwendung von Ressourcen hervorrufen, greift also im Falle von Geistigem Eigentum nicht."

Ist Open Source bezüglich "seiner Entstehungsgeschichte und seiner Funktionsweise eine wunderbare empirische Widerlegung einiger wesentlicher eigentums- und effizienztheoretischen Aussagen"? (Sabine, 23.7.99)

Pit, 26.7.99:
"ok. im moment wo "intellektuelles eigentum" nicht mehr direkt abgerechnet wird, sondern unter der bedingung von GPL und derrivaten in "allgemeineigentum" uebergeht besteht die frage ob das nicht auf weitere bereiche der "knowledge economy" uebertragbar ist. hierbei ist dann auch nicht mehr das urheberrecht sondern das eigentumsrecht gefragt. Oeffentliches gegen privates interesse. wenn der microsoft prozess bewirken wuerde das gates Windows "oeffnet" waere das ein klares indiz dass sich etwas grundlegendes tut."

Stefan Mn, 27.7.99:
"Der Witz ist, daß Gnu/Linux niemals privatisiert werden können!"

Sabine am 28.7.99:

> Na nenne mir mal ein öffentliches Gut, in dem Arbeitskraft steckt,
> dessen Eigentumsverhältnisse aber derart offen - eigentlich vor allem
> irrelevant sind. Bei den anderen öffentlichen Gütern wie Straßen und
> so - was mir jetzt so einfällt - hast du immer ganz klar eineN
> EigentümerIn.
"Yup! Noch ein Unterschied. Stimmt. Die Eigentumsverhältnisse!!! Das ist der grundlegende Unterschied. Sach ich mal."

Rainer, 28.7.
"Freie Software ist kein herrenloses Gut und das ist auch wichtig: Sonst wäre es nicht möglich, die Bestimmungen der GPL durchzusetzen. (s. u.) . Generell brauchen öffentliche Güter ein Subjekt (das im Staat organisierte Gemeinwesen, einen Treuhänder wie die FSF, etc.) das ihre Öffentlichkeit durchsetzt und sichert (»öffentliches Gut« ist ein politischer Begriff) sowie Konflikte bei ihrer Nutzung regelt."

Sabine, 28.7.:
"Na, und was liegt dem Urheberrecht zugrunde? Etwas, woraus ein Recht abgeleitet wird, ein Objekt des Rechts also und das Subjekt, dem es zugeordnet wird, ist jener/jene, dem/der das Recht zukommt. Das ganze Verhältnis ist dann das Eigentumsverhältnis. Ein Urheberrecht ohne Leute mit Recht drauf und ohne Dinge, auf die die Leute dann ein Recht haben, gibt es nicht. Anders; Urheberrecht setzt Eigentum voraus. Ob materiell oder immateriell. Insofen ist das Urheberrecht nur die vertragliche Regelung der zugrundeliegenden Eigentums(zu)ordnung."

Rainer:
"Nein Urheberrecht setzt weder Eigentum voraus noch irgendein vertragliche Regelung. Das BGB kennt das Eigentum an Sachen und definiert es durch das Recht auf Herausgabe und exklusive Nutzung - beides Rechte, die auf für die Veröffentlichung bestimmte Werke nicht übertragbar sind. Das Urheberrecht bedarf keines Vertrags und keiner offiziellen Anerkennung (im Gegensatz zu dem Privileg, das ein Patent verleiht). Es ist das mit dem Werk entstehende Recht, über seine Veröffentlichung zu bestimmen und es wirtschaftlich zu nutzen. Beide Rechte unterliegen diversen Einschränkungen und Fristen, während das Eigentum an Sachen z. B. nicht verfällt. Der Begriff des geistigen Eigentums kommt im deutschen Recht nicht vor, sondern wurde erst in neuerer Zeit aus dem Englischen übernommen. Es ist auch wenig sinnvoll, andere Rechte mittels des Begriffs »Eigentum« erklären zu wollen, da Eigentum selbst erst durch Rechte begründet wird. "

Stefan Mn 29.7. ::

"Ja genau. Und da würde ich auch Rainer widersprechen. Klar sind die Eigentumsverhältnisse durch die GPL geregelt - aber m.E. eigentlich nur um sie nicht wahrzunehmen. Vielleicht so eine Art uneigentliches Eigentum."

Rainer, 29.7.:
"Nein genau umgekehrt: Erst das Urheberrecht gewährt gewisse Formen exklusiver Verfügung. Voraussetzung dafür ist das _Faktum_, daß der Autor das Werk gschaffen hat, nicht irgendeine Form von Eigentum. Eigentum ist keine metaphysische Relation sondern entsteht erst durch Recht, also gesellschaftlich."

...

Stefan Mn, 14.9.99
"...eigentlich funktioniert ja damit die ganze Story von wegen Eigentum der Produktionsmittel nicht mehr: Die ArbeiterIn wäre ja dann auch die BesitzerIn des von ihr geschaffenen Produkts.
Ideen wie das geht?"

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  Mehr zum Eigentum im Kapitalismus

Bezeichungproblematik: Offenheit/Freiheit
Pit, 24.7.99:
"open-economy, ok. aber dann ist man mitten drin im schlammassel. "offene weltmaerkte" ist ja genau der punkt an dem sich staaten und firmen, eu und usa, neoliberale und altlinke seit langem zanken." Und: "open:good closed:bad" ist ein slogan von wired magazine, seines zeichens vertreter einer radikalen digitalen neuen oekonomie, sprich verschaerftem globalem neoliberalismus."

Pit, 24.7:
"hm. "liberal" und "frei" sind eher zwei verschiedenfarbige socken. der freiheitsbegriff von stallmann wuerde mich ueberhaupt mal sehr interessieren. meint er die liberte der franzoesischen aufklaerung, oder eher die des amerikanischen cowboys/farmers oder eher den der spaeten 60er Hippiebewegung? ist er eher Existenzialist oder Zen- Buddhist? jedenfalls ist "frei" noch viel problematischer als "open" weil, ja voellig offen ist welche Freiheit gemeint ist. (hallo rosa luxemburg)"

Oliver, 25.7.:
"Stallman: I want a free society where everybody can use all software freely.
Raymond: I want free software because its better software.
Torvalds: I want free beer."

Dazu Pit, 26.7.99:

  • "free society" eine gesellschaft ohne microsoft untertanentum und at&t knechtschaft. (Stallmann, (links))
  • "better software" hoehere effizienz, logische naechste stufe eines technologischen quasi-natuerlichen evolutionsprozesses (Raymond (rechts)).
  • "free beer", keine ideologie, sondern spass, vielleicht mal eine spende, auf jeden falle nette leute auf der party (Thorwalds (postmodern))

Stefan Mz, 26. 7:
"Stallman ist in der Defensive. Raymond plus x haben "OpenSource" als Marketingbegriff erfunden, um freie Software den Wirtschaftsbossen schmackhaft zu machen. Freie Software klingt eben wie kostenlos und frei von Profit. Raymond hatte mit OpenSource Erfolg, Netscape hat Mozilla nach Raymonds "Bazaar-Aufsatz" (relativ) frei gegeben. Stallmans Beteuerungen, er sei nicht gegen den Kommerz, erklären sich daher."

Rainer 28.7.99:
>3. Wer kann nochmal (tschuldigung!!!) genau den Unterschied von free
>Software und Open Source erklären (jetzt mal ohne free beer und free
>society, sondern an der Sache selbst).
"Wenn ich das richtig verstanden habe, dann geht es doch darum, daß freie Software mit einem ausdrücklichen Reprivatisierungsverbot versehen ist.

Das war Raymond, O'Reilly & Co zu wirtschaftsfeindlich, weshalb sie ihr Open Source Label kreierten mit einer Definition, die genau diesen Punkt offen ließ (fürwahr, offen. . .)"

Ergänzendes Zitat (A.S.):
"When Stallman and others in this book talk about free software, they are really talking about free speech. English handles the distinction here poorly, but it is the distinction between gratis and liberty, as in "Free as in speech, not as in beer." (DiBona, Ockman, Stone)


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