Umfassende Bereiche:
![]() Es gibt unterschiedliche Ansichten, wovon der Fortschritt von Wissenschaft und Technik bestimmt wird.
Während weitgehende Einigkeit besteht, daß die Anwendungen
von Wissenschaft und Technik weitestgehend von gesellschaftlichen
Interessen und Herrschaftsstrukturen geprägt ist, geht die
Meinung bei den Inhalten von Wissenschaft und den konkreten Technikformen
auseinander.
Aus der Geschichte von Wissenschaft und Technik kann man nur schwer
nachweisen kann, ob oder daß es Alternativen zur herrschenden
Wissenschafts- und Technikentwicklung gab. (Zumindest die feministische
Wissenschaftstheorie wiest signifikante Alternativen und Brüche
bezüglich Begriffsbildungen, Problemdefinitionen u.ä.
nach - bei der sich stets die von herrschenden Männeren
getragenen Varianten durchsetzten -, die weit in die Fundierung
von Wissenschaften reichen.) An einer Stelle jedoch wird es offensichtlich, daß Wissenschafts- und Technikentwicklung nicht nur von einer immanenten "inneren Logik" bestimmt wird.
Man braucht sich nämlich nur einmal die aktuelle Situation
der Forschungslandschaft ansehen. Einerseits zeigt das Trauerspiel
der bundesdeutscher Forschungsförderung die sogar aus herrschender
Wissenschaftssicht kurzsichtige, teil-interessenbestimmte Determination.
Andererseits sind auch die Träume der Wissenschaftler selbst
bereits befangen in technokratischen Schwelgereien. In Japan wurde letztlich eine Umfrage unter Wissenschaftlern ausgewertet, welchen Zukunftstrends sie eine Chance geben.
Die Ergebnisse sind für jemanden, der nach sozialen, humanen
Auswegen aus der globalen materiellen und kulturellen Krise sucht,
schockierend: Alle globalen Probleme sind durch mehr Technik lösbar:
Gefährlicher als die derart zu behebenden "Neben"-Wirkungen der Technisierung ist die noch vorhandene wilde Natur. Aber auch das kriegt man technisch in den Griff:
Irgendwann steht das Problen Naturschutz eh nicht mehr, weil es keine mehr gibt:
Alle persönlichen Probleme sind lösbar mittels:
Außerdem ist
Und genauso wie der Fisch das Fahrrad braucht, braucht die Menschheit (oder die Militärs?!):
Falls das jemandem nicht paßt, ist er gut "im Griff" zu behalten:
Solange es die Menschen als Naturprodukte noch geben muß, ist zumindest der Ersatz von sozialen Kontakten durch Technik geklärt:
Irgendwann braucht man dann eigentlich keine nichtkünstlichen Menschen mehr:
Wenn auch als Beruhigungspille für ängstliche Gemüter immer mal ein Punkt mit eingeschoben wird, der den Menschen zugute kommen soll:
wird sich schon auch dann die "Logik der Technik" durchsetzen,
die den Menschen als zu schnell verschleißend, ineffektiv
und ersetzbar aussondert.
Diese Hirngespinste werden nun nicht etwa als Science Fiction
in den hintersten Bücherregalreihen versteckt - sondern in
der Unternehmerzeitung "WirtschaftsWoche" genüßlich
aufgeführt, um zu fordern, daß endlich mehr unternommen
wird, daß Deutschland nicht noch mehr zum wissenschaftlichen
Entwicklungsland verkommt. Man könnte ja total den Anschluß
verlieren in diese "schöne, neue Zukunft".
Wer von den normalen Menschen, die nicht gerade dabei sind, sich
ihr Gehirn bei der Beantragung von Forschungsmitteln zu verrenken,
kann darin noch einen Fortschritt der Wissenschaft
sehen ???
Wahrscheinlich kann man Ehrenrettung der WissenschaftlerInnen,
die ihren Geist fürs tägliche Brot verkaufen (müssen)
sagen, daß auch sie sich manchmal, in schlaflosen Nächten,
vorstellen können, andere Ideen mit ihrem geistigen
Können zu verfolgen und andere Probleme zu lösen. Gerade die "Anpassung" der technischen Produktivkräfte an die selbstorganisierenden Systeme Menschheit und Natur wäre eine gewaltige Herausforderung an jeden intelligenten Menschen. Wie könnte eine produktive, aber ökologisch vertretbare Technik zur Erzeugung der notwendigen Lebensmittel und Gebrauchswserte aussehen? Für die Energieversorgung gibt es Ansätze , die in dezentralisierte Formen Alternativen zu zentralen Atomkraftwerken und anderen technokratischen Großprojekten entwickeln.
Projekte für Verkehrsmittelalternativen schmoren längst
in den Tresoren der Automobilbauer, ganz abgesehen von Alternativen
zur jetzigen Infrastruktur. An dieser Stelle ist die Konsequenz,
daß dann auch die Produktionsprozesse anders organisiert
werden müßten, unübersehbar (Fertigung von Massengebrauchsmitteln
in Nähe des Verbrauchs... ). Der "reale" Sozialismus stellte sich diese Aufgabe einer alternativen Technikentwicklung nicht mal, sondern kupferte alles beim effektiveren Kapitalismus ab (obwohl Ulbricht 1970 mal davon sprach, "ganz andere Wirkprinzipien als der Kapitalismus" zu nutzen).
Die jetzt nach alternativen Lebens-arbeitsplätzen suchenden
Kommunarden stellen sich dieser Aufgabe nicht, weil die Arbeit
für sie gegenüber der Spiritualität nicht so wichtig
ist und ruhig schön gemächlich "wie ein Gebet"
- ohne die verderbliche Technik - verrichtet werden soll. Die Weiterführung des jetzigen Umgangs mit Wissenschaft und Technik führt uns wahrscheinlich in den ökologischen Kollaps - oder bestenfalls (falls man daran überhaupt was Gutes sehen kann) in die technokratische "schöne, neue Welt", die Japans Wissenschaftler erahnen. Das einfache "Aufheben" der Wissenschaft und Technik im Sinne von Wegwerfen beschert uns einen Rückfall in die Zwänge der Überlebensarbeit und des magischen Denkens. Die Relikte dieser jetzigen Produktions- und Lebensweise könnte in Museeumsform als Warnung durchaus "aufgehoben" werden, wenn es und gelingt, das "Hinaufheben" in eine neue, höhere Form des Umgangs mit Wissenschaft und Technik zu vollziehen. Nur dann können wir als Menschen überleben.
In der Mannigfaltigkeit der materiellen Grundlagen und der geistig-kulturellen
Eigenart des Menschen liegen diese Alternativen offen. Die Zukunft
ist offen. Aber nur, wenn wir sie nicht weiter mit Beton zubauen
lassen.
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