Umfassende Bereiche: | ![]() |
Mal ganz allgemein gesprochen: Wenn wir
etwas erkennen, gehen wir von etwas konkretem Einzelnen aus und
versuchen es in etwas Allgemeineres einzuordnen. Die "Verallgemeinerung"
scheint eine typische Erkenntnismethode zu sein.
Im Ernst: nur sehr, sehr allgemein betrachtet
ist das die ganze Weisheit des Erkennens. In Wirklichkeit ist
alles viel komplizierter. Komplizierter, aber trotzdem durchschaubar.
I. Uns begegnet die Wirklichkeit tatsächlich
erst einmal als Ansammlung einzelner Dinge. Wir können sie
mit unseren Sinnen wahrnehmen. Unser Verstand ermöglicht
Vergleiche und erkennt dann Gemeinsamkeiten.
II. Gemeinsame Merkmale einzelner Dinge lassen
uns diese Dinge in einer Gruppe einsortieren. Die Merkmale der
Gruppe kennzeichnen das Allgemeine.
Damit haben wir das isolierte Einzelne und
ein alles vereinheitlichendes, einebnendes Allgemeines. Die Überbetonung
des Einzelnen führt zu Empirismus, die alleinige Anerkennung
des abstrakten Allgemeinen wird absoluter Rationalismus. Gibt
es eine vermittelnde, d.h. weiterführende Betrachtungsweise?
III. "Die Wahrheit ist konkret" sagt
Hegel und meint damit, daß alle einzelnen Sachverhalte in
Allgemeines eingebunden sind, dies aber in jeweils konkret bestimmten
Beziehungen. Die konkreten, bestimmten Beziehungen braucht das
Einzelne überhaupt, um seine Wesenszüge zu realisieren.
Alle Eigenschaften und Merkmale haben ihre Wurzeln zwar im Ding
selbst, sie realisieren sich aber immer in Beziehungen zu äußeren
Dingen. Das Ding "beweist diese Eigenschaft nur unter der
Bedingung einer entsprechenden Beschaffenheit des andern Dinges,
aber sie ist ihm zugleich eigentümlich und seine mit sich
identische Grundlage." (Hegel 1986, S. 134). IV. Das Besondere geht nicht vollständig im konkret-Allgemeinen auf. Es ist Teil eines Ganzen, enthält aber mehr. Dieser Überschuß an Bestimmungen macht der Hegelschen Logik einige Probleme. Im Hegelschen System geht es verloren. In seiner originären spekulativen Methode jedoch baut Hegel immer wieder Stellen ein, in der in seinem Setzen das Außerlogische, vom real-überschüssigen Sein Herrührende seine Berechtigung verliert. Er interpretiert diese Kontingenz (in der "Phänomelogie") etwas abfällig als Eigenschaft lediglich des natürlichen Seins. Auch Sahra Wagenknecht, die diese Verhältnisse bei Hegel nachweist, akzeptiert lediglich statistisch erfaßbare zustände im mikrophysikalischen Bereich, während sie im gesellschaftlichen Sein vermutet, daß rein logisch-reflexive Ableitungen ausreichen (Wagenknecht 1997, S. 110). Dem widerspreche ich mit der Annahme, daß in der Evolution die Möglichkeitsfelder eher wachsen als sich einengen (Schlemm 1986, S. 208) .
Daß die Menschen ihre Entwicklung bewußt
gestalten sollten, bedeutet nicht, daß sie diese Offenheit
ausschalten muß, sondern, daß sie die bewußt
Bedingungen für diese kreativen Freiheiten schaffen muß.
![]() |
|||
![]() |
![]() |
![]() | |
Hegel, G.W.F.: Wissenschaft der Logik
Bd.II, Frankfurt/M. 1986
|
||