Wicked - das Musical

Nachdem ich das Buch Wicked von Gregory Maguire gelesen hatte, wollte ich auch unbedingt das Musical sehen und ich hatte Glück: In London, wo ich zur Zeit lebe, ist es gerade angelaufen mit Idina Menzel als Elphaba. Idina Menzel hat für ihre Performance in der ersten Broadway-Vorführung den Tony-Award 2004 als beste Hauptdarstellerin bekommen und auch ihr Auftritt in London war beeindruckend. Die Handlung des Musicals weicht in einigen Punkten relativ stark von der des Romans ab. So steht nicht die Einzelperson Elphaba, sondern die enge, zwischen Hass und Freundschaft schwankende Beziehung zwischen Elphaba, der wicked witch of the west, und Glinda, der good witch, im Mittelpunkt. Auch die Person des Zauberers, der im Roman nur einmal kurz persönlich auftaucht, wird ausgebaut und erhält zwei Songs. Fyero steht im Musical zwischen den beiden Frauen, die ihn beide lieben, und entscheidet sich am Ende für Elphaba, die, anders als im Roman, zum Schluss nicht wirklich tot ist.

Handlung

Ganz Oz feiert den Tod der „wicked witch of the west“ – der bösen Hexe des Westens. Nur Glinda, die gute Hexe versucht Verständnis zu wecken für Elphaba, die seit ihrer Geburt eine Außenseiterin war, und erinnert sich, wie sie das grüne Mädchen an der Universität Shiz kennen gelernt hat.
Elphaba wurde mit grüner Haut geboren und hat magische Fähigkeiten und wird deswegen von Allen gemieden. Die Schuldirektorin Madame Morrible erkennt ihr Talent und eröffnet ihr eine grenzenlose Zukunft an der Seite des Zauberers der Smaragdenstadt. Die oberflächliche und beliebte Glinda und Elphaba teilen sich durch ein Missverständnis ein Zimmer und hassen sich von Anfang an.
Eine Vorlesung wird von einem ZIEGENBOCK namens Dr. Dillamond gehalten, der Elphaba von TIEREN berichtet, die ihre Fähigkeit zu sprechen verloren haben und zu Tieren geworden sind, und befürchtet, dass sich dieses Phänomen in Oz ausbreitet. Elphaba glaubt jedoch nicht, dass der Zauberer solches Unrecht zulassen würde.
Als der lebenslustige Fiyero in Shiz eintrifft, sind Alle außer Elphaba von seiner sorglosen Art begeistert. Glinda möchte auf seiner Party nur mit ihm tanzen und überredet deshalb ihren Verehrer Boq Elphabas an den Rollstuhl gefesselte Schwester Nessarose einzuladen. Nessarose denkt daraufhin, dass Boq sie liebt, nur Elphaba ist misstrauisch. Als Glinda ihr jedoch einen schwarzen Hut schenkt, glaubt auch Elphaba, dass Glinda es gut meint, und überredet Madame Morrible auch Glinda Zauberstunden zu geben. Auf der Party wird sie mit dem spitzen Hut allerdings zum allgemeinen Gespött, aber Glinda steht ihr plötzlich bei. So werden die beiden Freundinnen und Glinda versucht Elphaba die Kunst des Beliebtseins beizubringen.
Während der nächsten Vorlesung wird Dr. Dillamond von Soldaten entfernt und Elphaba protestiert als Einzige lautstark. Der neue Professor bringt ein verängstigtes, eingesperrtes Löwenbaby in den Hörsaal, das Elphaba mit Fiyeros Hilfe befreit. Dabei verliebt sie sich in Fiyero, unterdrückt jedoch ihre Gefühle, weil sie weiß, dass sie gegen Glinda keine Chance hat.
Schließlich wird Elphaba in die Smaragdenstadt zum Zauberer eingeladen und Glinda begleitet sie. Der Zauberer verlangt von Elphaba als Test ihrer Fähigkeiten, dass sie mit Hilfe eines Zauberbuchs seinen Affen Flügel zaubert. Das meistert sie auch, aber als sie erfährt, dass der Zauberer selbst keine Magie besitzt und die Affen als Spione benutzen will um die TIERE zu überwachen, ist sie wütend und enttäuscht und verweigert die Zusammenarbeit.
Glinda versucht sie zu einer Entschuldigung zu überreden, aber Elphaba kann nicht gegen ihre Überzeugungen handeln und wird ihre Fähigkeiten nutzen um den Zauberer zu bekämpfen und den TIEREN zu helfen. Sie bittet Glinda mit ihr zu kommen, aber die kann ihren Wunsch nach Beliebtheit nicht aufgeben und so trennen sich die Wege der beiden Freundinnen.

Innerhalb der nächsten Jahre stilisiert die Propaganda des Zauberers Elphaba zur bösen Hexe und Gefahr für alle Bewohner von Oz, während Glinda als gute Hexe dargestellt wird. Fiyero, der inzwischen mit Glinda verlobt ist, will diese Diffamierung Elphabas nicht länger tragen und sehnt sich nach der Freundin, die sie beide seit ihrem Verschwinden nicht mehr gesehen haben. Auch Glinda ist nicht so glücklich, wie es den Anschein erweckt, spielt aber weiterhin ihre Rolle.
Nessarose ist inzwischen tyrannische Herrscherin über den Osten des Zauberlandes geworden und wird von ihren Untertanen auch die „wicked witch of the east“ genannt. Boq ist immer noch bei ihr, weil sie denkt, dass er sie liebt, und er nicht gehen will, weil er denkt, dass sie ihn braucht. Als Elphaba Nessarose besucht, ist diese wütend, dass Elphaba sie im Stich gelassen hat, und Elphaba versucht das wieder gut zu machen, indem sie Nessaroses Schuhe verzaubert, so dass sie damit laufen kann. Als Boq das sieht, wähnt er seine Hilfe nicht mehr benötigt und will gehen. Nessarose ist über diesen Verrat so verletzt und enttäuscht, dass sei sein Herz verzaubert. Elphaba kann sein Leben nur retten, indem sie in komplett in Eisen verwandelt, und geht wieder. Nessarose macht Boq daraufhin glauben, dass nur Elphaba an seinem Zustand Schuld sei.
Als nächstes besucht Elphaba die Smaragdenstadt, wo der Zauberer versucht sie wieder auf seine Seite zu ziehen. Unter der Bedingung, dass die fliegenden Affen freigelassen werden, ist sie auch kurz davor einzuwilligen, aber als sie den dahin vegetierenden Dr. Dillamond findet, weigert sie sich wieder. Der Zauberer lässt daraufhin die Wachen rufen, die von Fjyero angeführt werden. Als der Elphaba sieht, bedroht er kurzerhand den Zauberer und flieht mit Elphaba. Glinda ist über diesen Verrat so tief verletzt, dass sie Madame Morrible einen Tip gibt, wie sie Elphaba vernichten kann.
Fiyero und Elphaba verbringen eine Nacht miteinander, in dem Bewusstsein, dass der Rest ihres Lebens nicht mehr sehr lang sein könnte. Am Morgen erfährt Elphaba, dass ihre Schwester Nessarose von dem fliegenden Häuschen Dorothys getötet wurde und eilt sofort hin. Dort trifft sie Glinda, die ihr eröffnet, dass sie Nessaroses verzauberte Schuhe, das letzte, das Elphaba von ihrer Schwester bleibt, Dorothy gegeben hat. Elphaba ist wütend und die zwei Frauen streiten sich bis die Falle zu schnappt und Elphaba von Wachen des Zauberers gefasst wird. In dem Moment greift jedoch Fiyero ein und ermöglicht ihr die Flucht indem er sich selbst fangen lässt. Mit dieser Wendung hat Glinda nicht gerechnet und versucht Fiyero zu retten, jedoch vergeblich.
Auch Elphaba versucht Fiyero mit einem Zauber zu beschützen, zweifelt jedoch an dessen Wirksamkeit. In tiefer Verzweiflung kommt sie zu dem Schluss, dass alles gute, was sie getan hat, ins Gegenteil verkehrt wurde, und sie deswegen nie wieder eine gute Tat vollbringen wird.
Inzwischen sendet der Zauber Dorothy und ihre Freunde (unter anderem Boq als eisernen Holzfäller und der feige Löwe, den Elphaba und Fiyero gerettet haben) zu Elphabas Schloss um sie dort zu töten und eine ganze Armee von „witch hunters“ – Hexenjägern – wird mobilisiert. Elphaba gelingt es Dorothy zu fangen und verlangt Nessaroses Schuhe von ihr, während sie plant, wie sie dem aufgebrachten Mob entkommen kann. Glinda kommt zu ihr und will ihr helfen, Elphaba verabschiedet sich jedoch von ihr und die Freundinnen trennen sich in Frieden und vergeben einander.
Elphaba und Fiyero entkommen heimlich dem Tod und verlassen das Zauberland, während ganz Oz ihre Vernichtung feiert und nur Glinda um die vermeintlich Toten trauert und endlich den Zauberer und Madame Morrible davonjagt bzw. einsperrt.

Fazit

Für eine Frau, die als böse Hexe bezeichnet wird, würde man eine tiefe, kratzige Stimme erwarten; aber das Gegenteil ist der Fall: Elphabas stärkste und schwächste Momente sind verdammt hoch und Idina Menzel schafft es auch, das sehr überzeugend rüberzubringen.
Der Abend im Musical war wunderbar, mit einer starken, rebellischen Frau in der Hauptrolle. Allerdings kam mir während den Standing Ovations eine Frage: Wie viele von den Leuten hier im Theater machen sich die Mühe die Bösewichter, die uns heute vorgesetzt werden, ehrlich zu hinterfragen? Wie viele von ihnen glauben nicht den offiziellen Berichten und lassen sich nicht wie die Witch Hunter blind lenken? Wie viele von ihnen stehen auf und leisten Widerstand, wenn es darauf ankommt, so wie Elphaba, der sie begeistert applaudieren? Es wären wohl erschreckend wenige.

Literatur

Gregory Maguire: Wicked. The Life and Times of the Wicked Witch of the West. HarperCollins Publishers, Inc., New York, 1995 (Erstausgabe)
Der Zauberer von Oz auf Wikipedi a; viel, gut recherchierte Infos Zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte
Wicked (das Musical) in der deutschen Wikipedia
Wicked (der Roman) in der englischen Wickipedia
Wicked (das Musical) in der englischen Wikipedia
die offizielle Website des Musicals (englisch)


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