Bericht aus Sankelmark

Ich habe, als ich in Sankelmark war, relativ ausführlich Tagebuch geführt. Das habe ich jetzt abgetippt und online gestellt. An einigen Stellen, habe ich überlegt, ob ich sie rausnehme, weil sie sehr persönlich sind, habe mich aber entschieden den Text relativ unverändert zu übernehmen. Dieser Bericht kann ja auch ein Ansporn sein es vielleicht selber mal bei der IPHO zu versuchen, mir hat es auf jeden Fall viel Spaß gemacht.

Freitag, 28.01.2005, 22:30

In Sankelmark angekommen, nicht sehr aufgeregt. Ist eigentlich wirklich angenehm: Hoffnungen sind wie Flügel, Erwartungen können wir Blei sein. Ich habe keine Erwartungen und ich denke, ich habe mit Stefan und Tino erst mal eine gute Bezugsgruppe gefunden. Ich denke, mir ist die Erfahrung hierzusein irgendwie wichtiger als nu' unbedingt weiterzukommen: Menschen kennenlernen, das Land hier sehen (Ostsee bei Schnee!). Die Klausuren scheinen gar nicht so wichtig zu sein. Morgen geht's los. Bin in den Seminaren leider nicht mit Stefan und Tino, sondern mit Martin und Falk zusammen, werde sehen. Jetzt werde ich noch ein bisschen Tafelwerk durchblättern und dann schlafen.

Samstag, 29.01.2005, 7:35

Bin schon seit 30 Minuten wach, kann nicht mehr einschlafen, wollte eigentlich erst in 15 Minuten aufstehen. War öfters mal wach in der Nacht und habe irgendwas von Funktionen, Diagrammen, Formeln, etc. geträumt.

13:40

War jetzt gerade mit den anderen Jungs beim nahegelegenen Gräberfeld. Draußen ist Schnee und ich habe total viele Tierspuren (Hase, vielleicht Fuchs) und ein Reh! gesehen. Jetzt hängt meine Hose erst mal über der Heizung. Und Jungs können manchmal zimperlich sein: Zu den Steinzeitgräbern den richtigen Weg haben wir nicht gleich gefunden, aber schon das Schild gesehen, es war nur ein Zaun dazwischen. Ich bin einfach drübergeklettert und dann weiter querfeldein, aber sie mussten den Weg suchen...
Die Klausur lief eigentlich ganz gut. Es waren 6 Aufgaben für 3h und ich habe zu Allem etwas geschrieben, von dem anscheinend auch nichts komplett falsch ist. Wie viel davon nu' wirklich richtig und sinnvoll ist, werde ich sehen. 15:00 geht's Seminar los, bis dahin habe ich Zeit.

17:55

Erstes Seminar geschafft: Wärmelehre. Bin mit der Konzentration am Ende und habe die letzte Stunde Serena gezeichnet. Was mir aufgefallen ist: alle, die eine Aufgabe vorne vor gestellt haben, haben das kaum mit Formelzeichen und Variablen, sondern mit den konkreten Werten gemacht. Das ist doch total unübersichtlich und unpraktisch; das haben wir schon in der 7. Klasse gelernt...

Sonntag, 30.01.2005, 7:55

War heute wieder 30 Minuten zu zeitig wach, habe aber insgesamt besser geschlafen als letzte Nacht. Gestern abend habe ich mir noch Fehlerrechnung im Kuchling angeschaut, keine Ahnung, wie ich mich sonst aufs Experiment vorbereiten soll.
War gestern abend nach dem Abendbrot noch 3h in der Bibliothek und habe mit gespielt, war ganz lustig.
Es taut.

15:40

Wieder da vom Ausflug an die Ostsee, 1h an der Küste gewandert, war zwar matschig aber schön. Seminar geht gleich los.

16:05

Schnee ist inzwischen so gut wie komplett weg, finde ich schade. Habe die Aufgabe, die wir eigentlich rechnen sollten, aufgegeben, ich bräuchte jetzt Differentialrechnung.
Das Experiment heute früh habe ich ein bisschen verhauen: Bei mir galt das Ohmsche Gesetze nicht, obwohl es hätte gelten sollen. Dann habe ich irgendwas integriert, weiß nicht ob es sinnvoll war.
Ich bin ein bisschen wie Hermione: Ich weiß verdammt viel. Als ich noch kleiner war, habe ich immer meine Eltern bewundert, weil sie alle meine Fragen beantworten konnten, und ich war immer ein bisschen traurig, weil sie soviel mehr wussten als ich. Jetzt weiß ich selber auf fast alle Fragen eine Antwort...
Werde mich jetzt wieder an der Aufgabe versuchen.

18:50

Bin in meinem Zimmer, fühle mich schwach. Werde liegen bleiben und irgendwas lesen, keine Physik. Hoffentlich bin ich morgen wieder fit.

20:10

Es geht mir irgendwie öfters mal so: urplötzliche Schwächeanfälle, die nach einem Tag wieder vorbei sind. Heute Nachmittag an der Küste hätte ich noch rennen und springen können und jetzt fällt mir das Aufstehen schwer. Aber damit muss ich wohl leben. Ich kenne meinen Körper halbwegs und weiß, wann ich ihm Ruhe geben muss, so wie jetzt... Ich denke, das hat, zumindestens dieses mal, auch einen stark emotionalen Teil: Bis ich im Seminar an der Tafel stand, ging es mir gut. Danach bin ich "zusammengebrochen".
Ich muss morgen mehr trinken während der Klausur, nicht dass mir der Gehirnschleim eintrocknet...

Montag, 31.01.2005, 13:10

Das zweite Experiment geschafft. Ich habe die Dichtemessung total verhauen und das zweite Experiment auch zur Hälfte, aber gut. Nur noch mal morgen kämpfen in der theoretischen Klausur, dann ist's geschafft. Bin müde, werde mich jetzt 'ne Runde hinlegen.

16:55

Rechnen im Seminar gerade mit Maxwell-Gleichungen, ich versuch's gar nicht erst zu verstehen. Merke, dass mir mathematisch und physikalisch einiges fehlt. Ein bisschen Integralrechnung habe ich ja inzwischen über try-and-err und learning-by-doing gelernt aber in vielen Sachen bin ich mir noch viel zu unsicher. Letztes Jahr wäre ich hier hoffnungslos gescheitert.
Die zwei Kaffees waren einer zu viel.
, das ist doch bösartig. Außerdem habe ich die Befürchtung, dass in dem, was ich bis jetzt gemacht habe, eh schon irgendwo ein Fehler ist, weil ich die Mathematik nicht verstehe.

21:05

Komme gerade aus der Bibliothek wieder. Habe mit Stefan und Tino Kendo und jetzt am Ende mit Stefan Kronkorkenschnipsen gespielt. Sind alle ein wenig überdreht. Hab schon Pläne fürs Saufen morgen abend und auf der Zugfahrt gehört, Stefan und ich wollen uns 'ne kleine Flasche Sekt besorgen.
Geh jetzt duschen und dann bald ins Bett

21:55

Habe gerade noch ein bisschen im Kuchling geblättert, glaube aber nicht, dass es was bringt. Überlegt ob ich vielleicht noch Chancen habe auf die 4. Runde, weil ich bei den meisten Aufgaben wenigstens halbwegs den richtigen Ansatz hatte, aber da ich beide Experimente verhauen habe, wohl eher nicht. Werde mich trotzdem morgen noch mal voll konzentrieren.

Dienstag, 01.02.2005, 12:55

Letzte Klausur geschafft!
Es gibt hier soviel zu essen, ich hätte das Mittag weglassen sollen. Zum Glück gibt es heute kein Kaffee, weil wir in einer halben Stunde nach Flensburg fahren. Vorher ist noch Gruppenfoto. Ich denke, ich lasse heute das Abendbrot weg und morgen gibt es nur Frühstück.
Gehe jetzt hoch zu Stefan und Tino.

Mittwoch, 02.02.2005, 0:10

Komme gerade aus der Bibliothek wieder, habe mit Stefan 4 kleine Flaschen Sekt getrunken (obwohl er die letzte fast alleine getrunken hat) und auf dem weg zum Zimmer merklich geschwankt. Und alle Spiele, die wir noch gespielt haben, habe ich verloren. Alkohol ist wirklich nichts für geistige Tätigkeit. Aber davon hatten wir ja die letzten 4 Tage genug.
Das Problem ist, dass ich nicht merke, wie besoffen ich eigentlich bin, solange ich sitze. Die Leute hier sind aber auch nicht die Leute, mit denen ich mich gehen lassen würde...
Und jetzt sollte ich ins Bett gehen, bevor meine Schrift total unleserlich wird.

7:55

Bin 20 Minuten eher aufgestanden, als ich mir den Wecke gestellt hatte, weil ich Angst hatte, dass ich ihn überhöre, wenn ich wieder einschlafe, und bin deswegen jetzt schon fertig mit Packen und warte auf Stefan und Tino.
So ganz nüchtern bin ich noch nicht, ich stolpere und schwanke beim Laufen immer noch ein bisschen, wenn ich nicht aufpasse.
Werde auf der Zugfahrt mal versuchen noch aufzuschreiben, was mir gestern abend noch alles durch den Kopf ging, so blöd war das nämlich gar nicht.

10:15

Sitzen jetzt im Zug nach Hamburg.
IPHO ist nicht nur ein Wettbewerb, sondern auch wahnsinnige Förderung. Ich habe mir selbst halbwegs Infinitesimalrechnung beigebracht und Aufgaben gelöst, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie in 'ner 3/4h losen kann. Jetzt nach IPHO erscheint ThüPhO und alles, was wir in der Schule machen, so leicht...

11:20

Habe jetzt noch eine original work short story angefangen. Die grundlegende Idee geht mir seit ein paar Tagen durch den Kopf und lässt mich einfach nicht los, also schreibe ich sie jetzt auf.
Ich denke, ich bin inzwischen ziemlich nüchtern: Mein Gehirn bleibt nicht mehr ständig im Matsch stecken.
Falk und Martin saufen schon wieder.
In ein paar Stunden bin ich zu hause...


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