Edwin Hubble und die Hubblekonstante

Hubbles Vorreiter - V. M. Slipher

Edwin Powell Hubble hat mit seiner Entdeckung des expandierenen Universums unser Weltbild entscheidend geprägt. Doch war er nicht der Erste, der sich mit den Spektren weit entfernter Spiralnebel befasste. Vesto Melvin Slipher war im Lowell-Observatorium, Arizona, tätig. 1916 wurde er geschäftsführender Direktor und 1926 Direktor des Observatoriums. Percival Lowell, nach dem das Observatorium benannt ist, war zur Zeit der Einstellung Sliphers dessen Direktor. Er vertrat die Einstellung, dass Nebel Sonnensysteme in einem früheren Entwicklungsstadium sein könnten. Deshalb betraute er Slipher mit der Aufgabe, die Spektren von Spiralnebeln zu messen. Mit der damaligen Ausrüstung war das nicht so einfach wie heute. Die Kameras hatten Belichtungszeiten von 20 bis 40 Stunden. Deshalb mussten die Aufnahmen über mehrere Nächte verteilt werden. Die Teleskopkuppeln durften nicht beheizt werden, denn die Wärme hätte das Bild verderben können. Das Teleskop musste genau wie heute immer wieder nachgestellt werden, damit der Nebel im Zentrum der Fotoplatte blieb. Dennoch war das entstandene Bild nur sehr unscharf und diffus. Slipher sollte mit einem Spektroskop die Spektrallinien auf Doppler-Verschiebung untersuchen (siehe Doppler-Effekt). Dadurch wurde das Bild noch schwächer, so dass man die Spektrallinien kaum noch erkennen konnte. Wenn man jedoch ein helleres Bild aufnehmen wollte, auf dem man die Spektrallinien besser sehen konnte, wäre die Verschiebung so klein, dass man sie kaum noch messen konnte. 1912 hatte Slipher vier Spektrogramme mit der Doppler-Verschiebung des Andromedanebels aufgenommen. Sie waren alle in den violetten Spektralbereich verschoben. Das bedeutet, dass der Andromedanebel sich uns nähert. Zwischen 1912 und 1914 nahm Slipher noch die Spektren von 12 weiteren Nebeln auf. Alle jene wiesen eine Rotverschiebung auf und bewegten sich mit hunderten Kilometern pro Sekunde von der Erde fort.
Slipher war ein stiller und bescheidener Mann, der keine voreiligen Schlüsse ziehen wollte. Immerhin sind 13 Nebel nur eine kleine Stichprobe. 1914 stellte er jedoch seine Ergebnisse der American Astronomical Society vor. Weitere Messungen mit verbesserten Instrumenten ergaben, dass fast alle anderen Nebel eine deutliche Rotverschiebung aufwiesen. 1922 zeigten von 40 Messungen 36 eine Rotverschiebung auf. 1925 waren 45 Nebel untersucht worden. Nur zwei von ihnen wiesen eine Violettverschiebung auf. Slipher wusste jedoch nicht, wie er seine Entdeckung richtig deuten sollte. Er glaubte, dass vielleicht "die Drift des Sonnensystems durch das All den Abstand zwischen ihm und den Nebeln vergrößerte." (vergleiche Ferguson, Kitty: Das Maß der Unendlichkeit. S.192ff)
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