Kritik der abstrakten Subjektkritik

Dieser Text bezieht sich auf den Text von Ernst Lohoff:
"Subjekt der Emanzipation oder Emanzipation vom Subjekt"

1. Die Kritik

Da haben wir uns gerade zu einem "Subjektstandpunkt" durchgekämpft (Schlemm 2002) und haben genug Grund diesen gegen die oft unbedachte Praxis des "andere-zum-Objekt-machens" zu verteidigen. "Subjektivität" steht dabei für jenes prinzipiell Unverfügbare, das die individuelle Möglichkeitsbeziehung jedes Menschen gegenüber der Welt anzeigt.

Nun kollidiert dieses Bemühen mit der Demontage des Subjekt-Begriffs durch die "Krisis-Gruppe" (Lohoff).

Lohoff beschreibt die Abwendung vom Subjektbegriff bei "Krisis" in mehreren Stufen:

  1. Die traditionelle Vorstellung, es gäbe "Emanzipationssubjekte a priori (...), die es nur mehr vom "an sich" zum "für sich" zu befördern gelte" (Lohoff) – gemeint ist damit das Proletariat - wurde gleich zu Beginn aufgegeben (Kritik des "Arbeiterbewegungsmarxismus").
  2. Trotzdem blieb die emanzipative Perspektive weiterhin an das Schicksal des Subjekts gebunden. Eine gewisse Subjektivität wurde vorausgesetzt, die lediglich als durch warengesellschaftliche Zwänge begrenzt vorgestellt wurde. Befreiung konnte dann als Aufhebung der Begrenzungen für das Subjekt, das dadurch erst zu sich selbst kommen konnte, gedacht werden.
  3. Jetzt jedoch fordert Lohoff dazu auf, nur noch "jenseits der Subjektform" zu denken und zu handeln.
Kritik sollte deutlich machen, was eigentlich kritisiert wird. Das Subjekt im Sinne (I) (Emanzipationssubjekt a priori) ist bereits negiert. Welche Subjektivität wird in (III) negiert? Zuerst bleibt die im Punkt (II) noch "übriggebliebene" Subjektivität inhaltlich unbestimmt. Später benennt sie Lohoff mit "ein mit sich identisches Gesamtsubjekt, das sich die Emanzipation von der Warenform auf die Fahnen schreibt".

Ja, gegen solch einen als positiv bewerteten Subjektbegriff würde ich alle Argumente auch unterstützen. Kennt Lohoff allerdings nur diesen Pappkameraden von "Subjekt"? Ich habe den Eindruck, bei Krisis besteht die Methode darin, nach und nach alle irgendwie mit der "Moderne" verbundenen Begriffe auf den Müllhaufen der Geschichte zu werfen. Wir können dazu ein Wörterbuch nehmen und es der Reihe nach durchnehmen. Im Moment sind wir halt beim "Subjekt" angekommen. Wäre ich Krisianerin, würde ich mir als nächstes das Wort "Gesellschaft" vornehmen. Auch dies ist ja "nur eine Abstraktion" in bürgerlich verfasster Form.

Nun, ganz so schematisch läuft es nicht und Lohoff nennt auch inhaltliche Gründe seiner Ablehnung des Subjektbegriffs:

1.1. Subjekt-Objekt-Verhältnis

Ein Subjekt läßt sich immer nur als Gegenstück zu einem Objekt denken. Mit dem Subjekt holt man sich die Objektivierung immer mit ins Boot.

"Um auf den sozialen Zusammenhang bezogen als Subjekt zu figurieren, bedarf der Einzelne oder eine soziale Gruppe natürlich eines sozialen Objekts. Weil Gesellschaft nun einmal eine intermenschliche Veranstaltung ist, kommen für diesen Part aber nur andere Menschen in Frage. In Hinblick auf das gesellschaftliche Ganze heißt das nichts anderes: wer als Subjekt denkt und agiert, verhält sich zum eigenen gesellschaftlichen Zusammenhang immer schon wie zu einer vorausgesetzten, äußeren Größe.... Mehr noch, das Subjekt wird zum Subjekt, indem es andere zum Objekt degradiert."

Später verdeutlicht Lohoff, daß er sich nur eine "strikte Trennung vom Objekt" für das Subjekt vorstellen kann. "Die Subjekt-Objekt-Dichotomie scheidet zwei Daseinsweisen..." und sie "steht für eine strikte Trennung in einen aktiven und einen passiven Part".

1.2. Objektivität der Naturerkenntnis

Moderne Wissenschaftstheorie macht immer deutlicher, daß nicht die Natur "an sich" von Menschen wissenschaftlich untersucht wird, sondern Anteile von ihr erst "zum Objekt gemacht" werden (siehe auch Schlemm 2000). Dies wird auch in der Wissenschaftskritik innerhalb des "Krisis"-Kreises diskutiert und kritisiert – und ist nicht ganz so neu, wie sie behaupten. Worauf ich jetzt noch warte, ist die Antwort darauf, wie Naturwissenschaft (ich meine mit Absicht nicht spirituelle Versenkung oder ähnliches) ohne Objektivierungen möglich ist. Soweit mir bewusst ist, ist bereits jede Dokumentation eines fließenden Gedanken – und mag es noch so eine subjektivistische Erkenntnis sein – mit der Objektivierung in Wort oder Schrift verbunden... Bereits jede Auswahl eines Themas macht aus der Fülle der unendlichen Welt ein "Objekt"... Aber ich lasse mich gern überraschen mit einer Wissenschaft ohne Objektivierung aus Krisis-Kreisen.

1.3. Subjektform und soziale Instrumentalisierung

Auch im gesellschaftlichen Bereich erzwingt die Subjektform Objektivierungen. Erstens gegenüber dem gesellschaftlichen Zusammenhang: dieser ist nach Lohoff für das Subjekt immer eine "vorausgesetzte, äußere Größe". Zweitens wird auch das Individuum nur zum Subjekt, indem es andere Individuen nur noch als Objekte betrachtet/behandelt. "In der Beziehung zum anderen kann das Subjekt seinen Status als souveränen Aktor nur behaupten, indem es in ein instrumentelles Verhältnis zu ihm tritt. Die Verallgemeinerung der Subjektform macht aus diesem Verhältnis ein Verhältnis zur wechselseitigen Instrumentalisierung." (Lohoff) Drittens macht das Subjekt unweigerlich auch sich selbst zum Objekt.

2. Die Kritik der Kritik

Mit diesen Aussagen hat Lohoff durchaus Recht. Nur was bedeutet dieses Rechthaben? Ist es der Weisheit letzter Schluß? Da Lohoff selbst dem von ihm kritisierten Begriff keine Alternative entgegenstellt, wird auch kaum klar, von welchem Standpunkt aus seine Kritik geführt wird. Deutlich wird, daß jegliche Objektivierung als Negatives, Abzulehnendes vorausgesetzt wird. Denn die Kritik gilt immer als durchgeführt, wenn nachgewiesen wurde, wieso das Subjektive Objektives bedingt, zu Objektivierungen führt. Warum diese Voraussetzung mit getragen werden soll, bleibt unbegründet. Sie verstellt jedoch die Entwicklung des Begriffs "Subjekt" über seine abstrakte Form hinaus.

2.1. Abstrakte Subjektivität - Objektivität

Der ständige Verweis auf "strikte Trennungen" und "Dichotomien" zeigt schon an, daß ein Denken objektiver Widersprüche bei Krisis nicht möglich ist. Es könnte ja sein, daß das Subjekt-Objekt-Verhältnis eine in sich widersprüchliche Dialektik darstellt. Was dies sein könnte, ist vom Krisis-Standpunkt aus völlig undenkbar. Dialektik deutet sich gerade da an, wo etwas mit sich selbst identisch ist – aber eben nicht nur auf abstrakte Weise ("A" = "A" bzw. "A" = "Nicht-B", wie "Subjekt" = "Nicht-Objekt"), sondern ebenfalls "in sich entgegengesetzte Bestimmungen enthält" (Hegel 1833/1982, S. 247). Ein konkretes Subjekt ist dialektisch gesehen nur dann ein Subjekt, wenn es nicht nur seine Subjektivität als statisch-Abstraktes (gegenüber den Objekten) beibehält, sondern sich in widersprüchlichen Prozessen mit Tätigkeit und Vergegenständlichungen/ Objektivierungen als Ausdruck dieser Tätigkeit immer wieder neu erzeugt.

"Abstrakt" gesehen, wie es Lohoff auch für den Punkt II ausdrücklich voraussetzt, ist dies natürlich nicht sichtbar. Jegliche Objektivierung wird verteufelt und festgestellt, daß ein ihr abstrakt entgegengesetztes Subjektives ebenfalls nur zu solcherweise kritisierter Objektiverung führt. Das reproduziert die Grundlagen der Dialektik: Abstrakt gesehen fällt Jedes notwendigerweise in sein Gegenteil. Erstes Kapitel des Ersten Abschnitts des Ersten Teils der dialektischen Logik: Wegen ihrer abstrakten Unbestimmtheit ist das "Sein" dasselbe wie das "Nichts": "Nichts ist... Bestimmungslosigkeit und damit überhaupt dasselbe, wie das reine Sein ist." (Hegel 1812/1986, S. 83). Aber dieses Wissen ist für Hegel nur der allereinfachste Ausgangspunkt und treibt ihn zur dialektischen Weiterführung der Begriffsbildungen, während es die Gewohnheit der Krisianer zu sein scheint, hier den Verstand zu verlieren und nicht mehr zur Vernunft kommen zu können.

Die Subjektivität wird abstrakt inhaltlich nur als Entgegensetzung zum Objektiven betrachtet. In dieser Bestimmung sind alle Subjekte als einander gleich vorausgesetzt. Es gibt dann keine individuelle Besonderheit der Subjekte, sondern nur ihre Gleichheit, insofern sie sich Objektivem entgegensetzen.

Der Subjektbegriff kann mithin hier nur in seiner abstrakten Identität (Ein Subjekt ist und bleibt ein Subjekt, insofern es dem Objektiven entgegengesetzt ist) gedacht werden. Dass es dabei gleichzeitig in sich unterschieden und mannigfaltig sein könnte (Besonderheiten der individuellen Subjektivitäten) wird kategorisch ausgeschlossen. Von Dialektik haben Krisianer wirklich nichts mitbekommen.

Damit reproduzieren sie, die so allergisch auf alle vermuteten Anhaftungen bürgerlichen Denkens reagieren, ausgerechnet selbst nur bürgerlich-abstrakte Denkformen, speziell in der für sie nur abstrakt denkbaren Form von Subjektivität.

Wie sie auch sonst nicht zu einer Aufhebungsperspektive kommen, können sie auch hier nur das reproduzieren, was vorliegt und in abstrakter Form negieren, aber nicht einmal gedanklich aufheben. Aus der abstrakten Definition (als Gegenteil zum Objekt, d.h. seiner abstraktesten Bestimmung, in der Behauptung, nur das sei eine angemessene Definition) heraus wird vorausgesetzt, daß jedes Subjekt sich "stets im Feindesland" befinde und eine Alternative, ein "Subjekt als Wesen, das sich selber Zweck ist", könne nur als "bloße Behauptung, eine notwendige Fiktion" gedacht werden. Nicht denkbar ist dann: "Ein Wesen, welches keinen Gegenstand außer sich hat, ist kein gegenständliches Wesen." (Marx 1944/1990, S. 578).

Warum das Nicht-Identische unbedingt "Feindesland" sein soll, bleibt unbegründet. Unter dieser Voraussetzung ist es undenkbar, daß die Vergegenständlichung (Objektivierung) des Subjektiven notwendig zu seinem Wesen gehört.

"Das gegenständliche Wesen wirkt gegenständlich, und es würde nicht gegenständlich wirken, wenn nicht das Gegenständliche in seiner Wesensbestimmung läge." (Marx 1944/1990, S. 577)

Damit wird zwar Lohoffs Kritikinhalt bestätigt (das Subjektive habe das Objektive an sich), es erscheint aber in einem ganz anderen Licht: als dialektisches Wechselverhältnis, nicht als abstraktes Gegeneinander.

Gerade indem Lohoff der Subjektform den "Mensch(en) als sinnliches Wesen" gegenüber stellt, zeigt er sein Bedürfnis nach einer lebendigen, aber auch sinnlich-gegenständlich wirkenden Identität und er kritisiert damit die von ihm selbst gesetzte Abstraktheit des Subjektbegriffs.

Wieso sollte man bei dieser als ungenügend nachgewiesenen abstrakten Bestimmung des Begriffs "Subjekt" stehen bleiben? Die von Lohoff angefügten historischen Begriffsbestimmungen bei Descartes, Kant usw. sind tatsächlich, wegen ihrer begrenzten Sicht, der Gleichsetzung von Vernünftigkeit mit Subjektivität, gerade dem Verlust des Sinnlichen und Gegenständlichen, zu kritisieren. Weil das kleine Einmaleins zur Berechnung von Differenzialgleichungssystemen nicht ausreicht, sollen wir also die Axiomatik der Zahlbegriffe aufgeben – weil auch das kleine Einmaleins sie verwendet - , statt sie weiter zu entwickeln?

2.2. Abstraktes Natur-Mensch-Verhältnis

Es ist sicher auch kein Zufall, daß die wichtigste Subjekt-Objekt-Dialektik bei Lohoff überhaupt keine Erwähnung findet: diejenige im praktisch-gegenständlich-sinnlichen Lebensprozesse der wirklichen Menschen. Hier ist die Vergegenständlichung der menschlichen Tätigkeit (wenn wir in Rücksicht auf die Krisianer schon nicht von "Arbeit" sprechen wollen) im Prozeß der Reproduktion der individuellen und gesellschaftlichen Lebensgrundlagen essentiell.

Wir kennen die krisistypische Ablehnung des Wortes "Arbeit" für jene Tätigkeiten, die vermittelt über gesellschaftlich organisierte Reproduktionsprozesse der individuellen und gesellschaftlichen Reproduktion dienen. Mit dem Verlust des Wortes für "Arbeit" ist aber bei Krisis auch jegliches Bewusstsein dafür verschwunden, daß das, was damit inhaltlich gemeint war, durchaus Thema von Betrachtungen bleiben muß. Dies wirkt sich hier bei der Behandlung der Subjekt-Objekt-Dialektik auf verhängnisvolle Weise aus.

Deshalb kann auch das in diese Reproduktionshandlungen eingebundene Erkennen, die wissenschaftliche Tätigkeit nicht mehr in diesem Kontext betrachtet werden, sondern unterliegt rein abstrakten Räsonnements.

2.3. Abstraktion der gesellschaftlichen Subjektivität

Lohoff findet die im Kapitalismus real gegebene Abstraktion zwischen vereinzeltem Individuum und abstrakt-äußerlicher Gesellschaftlichkeit auch in den bürgerlichen Denkformen wieder. Seine Kritik lässt jedoch nicht erkennen, worin eine angemessene Aufhebung bestehen kann (mehr dann dazu unter 4.3.). Deshalb bleibt die Kritik ebenfalls nur abstrakt.

3. "Subjekt" auf welcher Ebene

Letztlich wird es darauf ankommen, die verschiedenen Ebenen, auf denen das Wort "Subjekt" verwendet werden kann, nicht zu verwechseln.

Das sind:

(1) die Ebene des unmittelbar-Konkreten:

Hier geht es um die empirisch vorfindbaren Personen als Träger der Subjekten zugesprochenen Eigenschaften und Fähigkeiten im Prozeß ihres Lebens, die selbst auch "Subjekte" genannt werden.

(2) die Ebene des verständig-Abstrakten:

In der Abstraktion wird von individuellen Besonderheiten (der Unterschiedlichkeit) der unmittelbar-konkreten Subjekte abstrahiert und ihre Subjekthaftigkeit allein in der abstrakten Entgegensetzung mit allem Objektiven gesehen. In diesem Fall wird allein die abstrakte Identität jedes Subjekts mit sich in der abstrakten-äußerlichen Entgegensetzung zum Objektiven erkannt. Die von Lohoff genannten Subjektbegriffe fallen genau in diese Ebene. Einmal wird das Subjekt dem gesellschaftlichen Zusammenhang untergeordnet vorgestellt (im mittelalterlichen Denken) und das andere Mal wird das Subjekt – zumindest scheinbar – dem gesellschaftlichen bzw. den natürlichen Zusammenhängen vor- bzw. übergeordnet (im modernen bürgerlichen Denken). Aus einander entgegenstehenden Abstraktionen kann nicht viel geschlossen werden – sie verweisen eher auf die Notwendigkeit einer anderen als der abstrakten Denkform.

Besonders kompliziert wird der Status dieser Ebene im Rahmen der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, weil hier diese Abstraktionen nicht nur willkürlich im Kopf gebildet werden, sondern durch die gesellschaftliche Struktur (Isolierung der einzelnen Menschen durch die Trennung von und Privatisierung der gemeinschaftlichen Lebensgrundlagen und Produktionsmittel) sogenannte "Realabstraktionen" existieren. Die vereinzelten Menschen sind hier tatsächlich miteinander nur äußerlich (über waren- und wertförmige Beziehungen) verbunden, und die Gesellschaft erscheint ihnen als "äußere Sache" und nicht als eigenes Tun. Wird Subjekthaftigkeit auf diese eine Subjektform reduziert, bleibt das Denken in dieser gesellschaftlichen Form befangen. Diese Subjektform ist tatsächlich das Ergebnis eines langen historischen Prozesses. Aber muß es sein Abschluß sein, wie Lohoff behauptet? Alles, was Lohoff zur Kritik der Subjektbegriffe bei Descartes und Kant usw. schreibt, ist nicht falsch, verweist aber lediglich auf die Beschränktheit dieser zweiten Ebene.

(3) die Ebene des wesentlich-Gesetzmäßigen:

Zwischen dem Verständigen (2): und dem Vernünftigen(4), dem Abstrakten und dem geistig-Konkreten begegnen wir dem für die Wissenschaft typischen Verhältnis zwischen Erscheinung und Wesen. Das Wesen der "Subjektivität" tritt in Erscheinung in Form unmittelbarer, konkreter Existenzformen. Jedes Wesen muß zur Erscheinung kommen, denn ein "Wesen an sich" gibt es nicht (etwa eine "reine Subjektivität/Individualität", die nicht durch ihre konkrete Erscheinungsform "verunreinigt" wäre).

Jeder Inhalt hat eine Form. Form zu sein, ist für sich betrachtet erst einmal überhaupt nicht kritikwürdig (Subjektkritik als Subjektformkritik bei Lohoff). Es geht darum, bestimmte konkrete Formen (z.b. bürgerliche Subjektform) angemessen zu kritisieren.

Das Wesen ist dabei nicht nur als abstrakte Einheit zu sehen (obgleich das wissenschaftliche Denken sehr nahe am verständigen Denken liegt und als das Wesen oft nur die abstrakte Adäquatheit missverstanden wird), sondern es ist jene innere Einheit, die die spezifische Dynamik bestimmt. Damit ist bereits die innere Widersprüchlichkeit enthalten, aber noch nicht inhaltlich bestimmt.

(4) die Ebene des vernünftig-geistig-Konkreten:

Die Abstraktheit der Ebenen (2) und (3) wird aufgehoben, wenn nicht mehr von der inneren Widersprüchlichkeit der Momente innerhalb der mit sich identischen Einheit abstrahiert wird und das Wesen nicht mehr nur als in sich ruhender Grund der Dynamik betrachtet wird. Der Reichtum mannigfaltiger Momente und Beziehungen der Einheit (Totalität) wird geistig reproduziert, die Identität von Identität und Unterschied ist denkbar geworden – die Totalität wird begriffen (zum Aufsteigen vom Abstrakten zum Konkreten siehe Schlemm 1996/98). Ein Subjekt ist also eine Einheit, die ihren Subjektstatus beibehält (nicht zum Objekt wird), aber dies gerade dadurch erreicht, daß sie in ihrer Tätigkeit, im Lebensprozeß, der Praxis Vergegenständlichungen/Objektivierungen realisiert.
Das muß sich nicht nur auf rationale Tätigkeiten beziehen (Lohoff erwähnt öfter die tatsächlich einseitige historische Bezogenheit des Subjektbegriffs auf Rationalität), sondern auch andere Befindlichkeiten des Menschen streben – z.B. in der Kunst – nachdrücklich nach Objektivierungen, um sich – sich davon wieder abstoßend - weiter entfalten zu können.

Aufgrund des zeitlichen Prozesses ist es gerade nicht ausgeschlossen, daß mehrere Subjekte intersubjektiv kooperieren, und gerade in dieser Gemeinsamkeit ihre individuelle Subjektivität weiter entfalten. Die Objektivierung ihrer Tätigkeit verrinnt in der Vergangenheit und wird zur Grundlage gegenwärtigen und zukünftigen Handelns.

Auch in der Beziehung zwischen Menschen ist Objektivierung sogar notwendig zur Bestätigung der eigenen Subjektivität. Wenn nur ich meine "innere" Subjektivität spüre, wenn nur ich mich nur "für mich selbst" entfalte – fehlt mir die mir selbst notwendige Gesellschaftlichkeit meines Lebens. Ich spüre diese Gesellschaftlichkeit durchaus vor allem in der Verobjektivierung. Ich brauche die Objektivierung meiner Subjektivität.

4. Ein anderer Subjektbegriff

Es ist deutlich zu erkennen, daß alle Bestimmungen, die Lohoff der Subjektivität zuschreibt, der Ebene (2) zuzurechnen sind. Und als solche sind sie als beschränkt zu kritisiereren – einerseits in ihrer Vorfindlichkeit als objektive Realabstraktionen und andererseits in der diese abbildenden Begrifflichkeit. Aber eine Phase, in der die Erkenntnis die abstrakte Einheit einer Sache und der sie beschreibenden Kategorie erkennt, ist auch notwendig. Bleibt sie aber bei dieser abstrakten Einheit stehen, verbaut sie sich das Begreifen der bewegungsbestimmenden inneren konkreten Widersprüchlichkeit. Schwarz-Weiß-Denken, "Gut"-"Böse"- Dichotomien und alle "strikten Trennungen" zwischen miteinander Vermitteltem können zwar verständige Abstraktionen sein, sind aber noch nicht vernünftig.

Lohoff betont selbst, daß seine Subjektkritik "streng genommen" nur als "Subjektformkritik" verstanden werden kann. Damit kommt er zum Punkt: Ja, real tritt Subjektivität immer in konkreten Formen auf. Aber nicht, daß die Subjektivität überhaupt Formen annimmt, kann kritisiert werden, sondern die konkrete Subjektform in einer konkreten Gesellschaft kann tatsächlich begründet kritisiert werden.

Die abstrakte ist eine durchaus notwendige Durchgangsstufen des Erkennens. Es ist wichtig, die in sich ruhende Identität, die Entgegensetzung zu Anderem als Bestimmung seines Gegenstands, hier des "Subjekts" zu erkennen. Dialektisches Erkennen geht dann weiter und kommt von den im Abstrakten festgehaltenen Entgegensetzungen zu den konkreten wirklichen Bewegungsformen, in denen die konkrete Widersprüchlichkeit sich im Prozeß weiter treibt (zu Ebene 4). Die vorher vereinzelten, nur entgegengesetzten Elemente begründen sich als Abstraktion von in Wirklichkeit dialektisch miteinander vermittelten Momenten. Das Erkennen wird zum Begreifen, zum Aufgreifen der vielfältig in sich widersprüchlichen Mannigfaltigkeit in ihrer Prozeßhaftigkeit. Von der abstrahierenden Verständigkeit kommt es zur dialektischen Vernunft. Das heißt, es kann dazu kommen, wenn sich das Erkenntnissubjekt nicht verweigert.

4.1. Die Subjekt-Objekt-Dialektik

Wir hatten bei Lohoff lediglich den Standpunkt einer Entgegensetzung von "Subjekt" und "Sinnlichem" gefunden. Es bleibt unergründlich, warum jene, die meinen den Marxismus weiterentwickelt zu haben, seine grundlegendsten Grundlagen immer wieder vergessen. Die abstrakte Entgegensetzung von Subjekt und Objekt wurde deutlich in der 1. Feuerbachthese von Marx überwunden. Hier kritisiert er am bis dahin vorliegenden Materialismus, "daß der Gegenstand, die Wirklichkeit, die Sinnlichkeit nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefasst wird; nicht aber als menschliche sinnliche Tätigkeit, Praxis, nicht subjektiv." (Marx 1988/1990, S. 533).

Marx kritisiert Hegels Subjektbegriff, weil bei dem "nur die Abstraktion des Menschen, das Selbstbewusstsein" (Marx 1844/1990, S. 577) zum Subjekt wurde statt des "wirklichen Menschen". Die Subjektivität des wirklichen Menschen jedoch ist "die Subjektivität gegenständlicher Wesenskräfte, deren Aktion daher auch eine gegenständliche sein muß." (ebd.). Dieses Gegenständliche ist kein "Feindesland" mehr. Es ist Verkörperung der Wesenskräfte des Menschen und und die Voraussetzung seiner Setzung als natürliches Wesen. Es ist ihm nicht wirklich fremd, sondern nur in betrachtender oder in realer Abstraktion. Diese Abstraktion ist jedoch durch dialektische Konkretion aufzuheben, nicht durch abstrakte Kritik des Abstrakten.

4.2. Mensch-Natur-Dialektik

Wenn wir von konkreten Menschen sprechen, lässt sich der von Lohoff ausgesparte Aspekt des Reproduktionshandelns nicht aussparen. Im Gegenteil – er rückt ins Zentrum, denn in diesem Prozeß bewegt sich die spezifische Subjekt-Objekt-Dialektik als Natur-Mensch-Produkt-Dialektik. Marx verdeutlicht den damit eingenommenen Ausgangspunkt:

"In Gesellschaft produzierende Individuen – daher gesellschaftlich bestimmte Produktion der Individuen ist natürlich der Ausgangspunkt." (Marx 1858/1983, S. 19).

Natürlich geraten wir damit ins Fahrwasser des "Produktivismus", Produktion wird als wesentlicher Handlungsprozeß betrachtet und nicht das Denken oder andere menschliche Bestimmungen. Bei Marx war die Rolle dieses Wesentlichen nie, alles andere unter sich zu subsumieren. Aber es ist auch nicht nur ein beliebiges Subsystem neben beliebigen anderen:

"In allen Gesellschaftsformen ist des eine bestimmte Produktion, die allen übrigen und deren Verhältnisse daher auch allen übrigen Rang und Einfluß anweist. Es ist eine allgemeine Beleuchtung, worin alle übrigen Farben getaucht sind und [die] sie in ihrer Besonderheit modifiziert." (Marx 1858/1983, S.40)

Die abstrakte Bestimmung der Produktion ist:

"Alle Produktion ist Aneignung der Natur von seiten des Individuums innerhalb und vermittels einer bestimmten Gesellschaftsform." (Marx 1858/1983, S. 23)

Produktion ist also jener Begriff, der die Mensch-Natur-Dialektik ausdrückt. In der eben genannten abstrakten Form ist aber noch "keine wirkliche geschichtliche Produktionsstufe begriffen." (Marx 1858/1983, S. 24)

Es ist eine Konkretisierung notwendig: "Wenn also von Produktion die Rede ist, ist immer die Rede von Produktion auf einer bestimmten gesellschaftlichen Entwicklungsstufe..." (Marx 1858/1983, S. 20). Wir erfahren anhand dieses Begriffs beispielhaft den Übergang von der abstrakten Erkennntnisebene (2) zum dialektischen Begreifen (4):

"Allein alle Epochen der Produktion haben gewisse Merkmale gemein, gemeinsame Bestimmungen. Die Produktion im Allgemeinen ist eine Abstraktion, aber eine verständige Abstraktion, sofern sie wirklich das Gemeinsame hervorhebt, fixiert und uns daher die Wiederholung erspart. Indes dies Allgemeine, oder das durch Vergleichung herausgesonderte Gemeinsame, ist selbst in vielfach Gegliedertes, in verschiedne Bestimmungen Auseinanderfahrendes. Einiges davon gehört allen Epochen; andres einigen gemeinsam." (Marx 1858/1983, S. 21)

4.3. Subjektivität und Gesellschaftlichkeit

Subjektivität und Gesellschaftlichkeit können nach Lohoff nur in ihrer Entgegensetzung verstanden werden. Subjektivität meint – nach Lohoff - damit eine vereinzelte Individualität, die dem abstrakt betrachteten Allgemeinen äußerlich gegenübersteht. Welche alternative, d.h. nicht äußerliche, nur gegensätzliche Beziehung zwischen (bei Lohoff nichtsubjektivem) Individuum und Gesellschaft bestehen könnte, bleibt ungesagt.

Auch "Individualität", die Lohoff nebenbei als positive Alternative gegenüber der abstrakten Subjektivität erwähnt, könnte den gleichen abstrakten Kritiken unterworfen werden, weil abstrakt gesehen Individualität das Gegenteil von Universalität ist. Nur konkret betrachtet enthält sie ihre Besonderheit im Universellen. Abstrakt gesehen entsagt jede Kategorie einer positiven Bestimmung. Das Spielchen kann bis ins Unendliche getrieben werden, bis wir keine Worte mehr übrig haben. Genau wie sich die Aufhebungsperspektive nicht im Abstrakten, sondern nur in der konkreten widersprüchlichen Totalität erkennen lässt, benötigt Erkenntnisfortschritt den Übergang vom Abstrakten zum dialektisch-Konkreten. Worte wie "Subjektivität" erhalten dann einen anderen Inhalt. Die bloße Kritik seines abstrakten Gehalts (der einfachen Bestimmtheit als "Negation des Objektiven") geht dann voll an diesem möglichen Inhalt vorbei.

Welcher Inhalt ist es, der mit in dem Begriff "Subjektivität" neben der abstrakten Entgegensetzung zum Objektiven enthalten sein kann?

Lohoff selbst setzt gegen den Subjektbegriff eine "emphatisch verstandene Individualität". Sie soll sich von der Subjektivität dadurch unterscheiden, daß sie "Beziehungsreichtum zum Hintergrund" habe. Dieser Beziehungsreichtum setzt – entgegen der abstrakt gesetzten Gleichheit – voraus, daß die Individualitäten jeweils Besondere sind. Sie stehen einem Allgemeinen (z.B. dem gesellschaftlichen Zusammenhang) zwar gegenüber, aber nicht in abstrakter Entgegensetzung (als isoliert-Einzelne), sondern als Besondere im allgemeinen Zusammenhang. Diese gleiche dialektische Logik von Einzelnem-Allgemeinem-Besonderen kann auch für die Objekt-Subjekt-Beziehung gedacht werden. Subjekte sind mit sich identisch und verändern sich gleichzeitig in einem ständigen Prozeß, der auch Objektivierung beinhaltet. Oder zeitlich gesehen: Vor sich hat das Subjekt ein Möglichkeitsfeld, ein spezifisches Möglichkeitsfeld, das seine Subjektivität ausmacht. Im Moment des "Gerinnens der Gegenwart" sinkt das Ergebnis des Handelns in die Vergangenheit, vergegenständlicht/ verdinglicht/ verobjektiviert sich.

Ich habe nicht umsonst auf eine spezifische Möglichkeitsbeziehung verwiesen: Das, was das mit Emanzipation und Freiheit seit Anbeginn des Nachdenkens über Menschen verbunden ist, ist die Möglichkeit, zwischen Handlungsmöglichkeiten entscheiden zu können und neue Möglichkeiten schaffen zu können.

Diese Fähigkeit wird z.B. bei Hegel durchaus auch mit dem Begriff der "Individualität", denn "was auf die Individualität Einfluß und welchen Einfluß es haben soll... hängt darum nur von der Individualität selbst ab" (Hegel 1807/1988, S. 205), indem es "entweder den Strom der einströmenden Wirklichkeit an ihm gewähren läßt oder daß es ihn abbricht und verkehrt...." (ebd., S.206 ).

Lohoff selbst verdanke ich den Hinweis auf Adorno, der (in der "Negativen Dialektik", S. 257) die Subjektivität der Menschen mit ihrer Möglichkeit verbindet, eigene Zwecke zu verfolgen, "die in den gesellschaftlichen nicht unvermittelt aufgehen." Sie haben die Möglichkeit, nicht nur funktionieren für umfassender Zwecke, sondern individuell entscheiden und neue Zwecke und Möglichkeiten setzen zu können. In der Kritischen Psychologie wird dies als spezifische Möglichkeitsbeziehung der Menschen gegenüber der Welt bezeichnet (Holzkamp 1983, S. 236).

Diese Möglichkeiten haben jedoch wenig Sinn, wenn sie offen bleiben, wenn das Subjekt nicht irgend etwas daraus macht – wenn es seine spezifischen Zwecke nicht auch in die Welt einwebt, er Spuren hinterlässt, er sie vergegenständlicht/verobjektiviert. Auch jeder Theorietext eines Krisianers ist solch eine Objektivierung...

Menschen haben insbesondere zwei Arten von Möglichkeiten. Einerseits das Ausschreiten der Möglichkeiten im Rahmen gegebener umfassender Zusammenhangsstrukturen (Lohoff nennt so etwas an anderer Stelle z.B. "Emanzipation in der Form")– andererseits jedoch die Möglichkeit, genau diesen Rahmen auch in Frage zu stellen ("Emanzipation von der Form") und (dies natürlich nicht individuell) auch zu verändern.

Zur konkreten Bestimmung von Subjektivität gehört also:

  • Menschliche Subjektivität zeichnet sich durch spezifische Möglichkeitsbeziehung gegenüber der Welt aus.
  • Das menschliche Subjekt ist wesentlich dadurch gekennzeichnet, daß es die Bedingungen, unter denen es steht, auch selbst verändern kann.(vgl. Schlemm 2002)

In diesen Bestimmungen ist die Besonderheit der einzelnen Subjekte nachdrücklich gefordert – ihre Entgegensetzung gegenüber der Objektivität tritt in den Hintergrund der Begriffsbedeutung und verändert sich auch. Sie verliert ihre reine Negativität, sondern wird geradezu zur Bedingung für die jeweils weitere Entfaltung der Subjektivität (Entwicklung und Widersprüche – DialektikerInnen wissen das...).

Wenn wir die Subjektivität nicht als fertiges Ding, sondern in ihrer Prozeßhaftigkeit begreifen, erledigt sich auch der Vorwurf von Lohoff (an sein abstraktes Subjekt), es wäre in seiner Selbstgleichheit keine Biographie, "kann (...) von Zustand zu Zustand springen und nur so (...) in der Lage (sein) sich frei in der Welt der Angebote zu bewegen". Jeder Prozeß setzt das Freie im Moment des Gerinnes der Gegenwart fest und baut auf dem Gewesenen auf. Das freie, willkürliche Springen ist nur d enkbar, wenn von der Realität und der Prozeßhaftigkeit der Welt abstrahiert wird.

Diese Prozeßhaftigkeit ist mir erst beim Erarbeiten dieses Textes so deutlich geworden. Ich muß zugeben, daß ich in meinem vorigen Text über den Subjektstandpunkt (Schlemm 2002) selbst auch undialektisch wurde, weil ich die Subjektivität der Objektivierung zu abstrakt positiv gegenübergestellt und ihre Prozeßhaftigkeit übersehen und sie damit vereinseitigt habe.

Das wirkliche Leben ist kein nur Subjektives oder nur Objektives. Es ist auch keine statische Versöhnung in ununterscheidbarer Einheitlichkeit. Es ist ein Prozeß, indem weder Dichotomisierungen angemessen sind, noch nur rein abstrakte Negationen. Das Abstrakte und ihre Negationen schweben im Leeren, mögen manche Geister verwirren, die sich ebenfalls auf diese Ebene verirrt haben. Das wirkliche, auch das geistige Leben, spielt sich aber woanders ab...

Literatur: Hegel, Georg Friedrich Wilhelm (1807/1988): Phänomelogie des Geistes. Hamburg: Felix Meiner Verlag
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1812/1986): Wissenschaft der Logik. Erster Band. Frankfurt am Main: Suhrkamp
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1833/1982): Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie. Erster Band. Leipzig: Verlag Philipp Reclam jun.
Holzkamp, Klaus (1983): Grundlegung der Psychologie, Frankfurt/New York
Lohoff, Ernst: Subjekt der Emanzipation oder Emanzipation vom Subjekt. siehe auch:
http://www.giga.or.at/others/krisis/e-lohoff_emanzipation-vom-subjekt.html
Marx, Karl (1888/1990): Thesen über Feuerbach. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Band 3, Berlin Dietz-Verlag, 1990
Marx, Karl (1844/1990): Ökonomisch-Philosophische Manuskripte. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Band 40, Berlin Dietz-Verlag, 1990
Marx, Karl (1858/1983): Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie. In Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Band 42, Berlin Dietz-Verlag 1983
Schlemm, Annette (1996/98): Allgemeines ist nicht allgemein. In: http://www.thur.de/philo/as123.htm
Schlemm, Annette (2000): Physikalische Gesetze. In: http://www.thur.de/philo/physgesetz.htm#_Toc499100645
Schlemm, Annette (2002): Theorie und (Anti-)Politik vom Subjektstandpunkt aus. In: http://www.thur.de/philo/kp/subjekt2.htm

Dieser Text kann diskutiert werden unter: http://www.opentheory.org/subjekt3/text.phtml

siehe auch Theorie und Politik vom Subjektstandpunkt aus

Nachtrag:

Aus einer genaueren Analyse der menschlichen Arbeit ergibt sich eine Differenzierung und Präzisierung der Ansichten zum "Subjekt" (Auszug):

Der Begriff des Subjekts bzw. des Objekts enthält in dialektischer Sicht jeweils sein Gegenteil, d.h. er ist nur in dialektischen, konkreten Beziehungen definiert. Wenn auch in analytischen Relationen von "Subjekt" bzw. "Objekt" gesprochen wird, wenn also jeweils eins davon auch unabhängig vom anderen als existierend angenommen wird, ist das verdinglichte Ergebnis der analytischen Betrachtung gemeint. Wir erhalten dann selbständig existierende Dinge, deren Verhaltensmöglichkeiten nur abstrakt, nicht im konkreten Vollzug gegeben sind.

Unter "realabstraktiven" kapitalistischen Verhältnissen entsteht eine verwickelte Widersprüchlichkeit: Menschliche Akteure sind im realen Lebensvollzug tatsächlich Subjekte ihres Tuns, gleichzeitig agieren sie unter gesellschaftlichen Verhältnissen, die nicht bewusst von ihnen gestaltet wurden, sondern sie lediglich als "Subjekte" konstituieren. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer "Subjekt"-Kritik, die jedoch nicht die Subjektivität der Menschen selbst mit in Frage stellen darf.

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