Der "Erste Welttoiletten-Gipfel" hat zum Abschluß seiner dreitägigen Beratung in Singapur den 19. November zum "Welt-Toilettentag" erklärt. Zu diesem Datum solle alljährlich darauf hingewiesen werden, wie dringend nötig eine ausreichende Versorgung der Menschen mit angemessenen Bedürfnisanstalten sei, hieß es.

Weltgipfel für Klokultur
- Frank Brandmaier, Singapure -
- aus ND 20. November 2001 -

Für Schweigsamkeit zum Thema "Stilles Örtchen" sieht Jack Sim keinen Grund.

"Wenn jeder sechs Mal am Tag dorthin geht, warum sollte man nicht darüber reden?"

findet der Präsident von Singapurs Toilettenbetreiber-Verband. Umso mehr, als nach seiner Meinung der Zustand der globalen Klo-Kultur eher notdürftig ist: zu wenige Toiletten für zu viele Menschen gebe es, und die seien auch noch meist unansehnlich oder einfach verdreckt. Doch glaubt Sim nun eine erdumspannende "Toiletten-Bewegung" auf dem Vormarsch.

Seinem Ruf zum "Ersten Welt-Toilettengipfel" in Singapur folgten über 100 Fachleute aus 17 Ländern, die seit Montag über "Unsere Toiletten - die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft" beraten.

Dass die Ortswahl der Expertensitzung auf den reichen wie strengen Stadtstaat fiel, liegt nahe. Wer nach dem Gang auf den öffentlichen Lokus nicht zieht, riskiert eine Geldstrafe von umgerechnet 600 Mark. "Singapur ist eine der saubersten Städte der Welt. Wenn nicht hier, wo dann?" fragt Konferenzchef Sim.

Indes drängt es anderswo: 40 Prozent der Weltbevölkerung haben nach offiziellen Daten keine angemessenen sanitären Einrichtungen, mehr als drei Viertel davon leben in Asien. Allein in Indien suchten rund 700 Millionen Menschen Erleichterung auf Wiesen und an Mauern. Nach wie vor sei die Ausstattung von Damen- im Verhältnis zu Herrentoiletten fast diskriminierend, sagt Sim. "Da kommen auf sieben Urinale für Männer oft nur drei Kabinen für Frauen. Das ist nicht gerecht." Und: "Die Leute müssens ich für ihr Recht auf bessere Toiletten erheben."

Einiges sei dennoch schon erreicht, ist sich Sim sicher. So seien Finnlands Bemühungen um die naturnahe Toilette lobenswert, Taiwan habe sich um die Erdbebensicherheit seiner Aborte verdient gemacht, und Südkorea baue inzwischen so hübsche Häuschen, "daß man darin praktisch auch Tee trinken könnte". In Singapure selbst wird jedes Jahr das schönste Klo der Insel gekürt. "Der Gang zur Toilette ist ein Stück Kultur, wie Essen oder Anziehen". Kang Seok-nam, Generalsekretär der Initiative "Saubere Toiletten für Korea", sieht das ähnlich: "Die Toilette muss ein kreativer Ort sein."

Mit Blick auf den weltweiten Austausch zum Wohle des WC setzt in Jack Sim große Erwartungen auf die in Gründung befindliche WTO, womit "Welt-Toilettenorganisation" gemeint ist, nicht das Handelsforum. Auf Mitglieder aus etwa 30 Ländern hoffe er, eine Partnerorganisation in Deutschland werde noch gesucht."

Das Ziel ist einfach:
Die Menschen sollen von der Toilette kmmen und glücklich sein", sagt Sim.


 
In Peking fand auch 2004 wieder ein internationaler Weltkongress anläßlich des Welt-Toiletten-Gipfels statt.

"Wir haben schon die Emanzipation der Frau, Lepra, Aids, die sexuelle Revolution hinter uns, all diese Tabus wurden gebrochen. Das Toilettenproblem ist wahrscheinlich das letzte in dieser Reihe" (Jack Sim, Vorsitzende der Welt-Toiletten-Organisation.)

 

 

Mehr zum Utopischen Klo

 

 

[Homepage] [Gliederung]

Stübchen Gliederung

- Diese Seite ist Bestandteil von "Annettes Philosophenstübchen" 2001 - http://www.thur.de/philo/klo/uk30.htm -