Was haben Klosprüche mit Sexualpädagogik zu tun?

 

"Klokritzeleien sind als eine vom Über-Ich nicht zensierte Form des Widerstandes gegen ursprünglich elterliche, jetzt institutionelle Autorität zu sehen."

Wir vermuten, daß die Klosprüche so alt sind wie das Klo selbst. Es fehlt zwar der wissenschaftliche Nachweis darüber,weil dieser Teil menschlicher Kultur bislang den Forschern zu banal, zu alltäglich war, um sich damit auseinanderzusetzen. Aber unterstellen wir einfach, daß menschliche Kreativität sich nicht einfach der zunehmenden Hygienisierung und Sterilität anpaßt, sondern im Klospruch einen Ausweg findet, diesen Örtlichkeiten eine persönliche Note zu verleihen.

Erste Hinweise auf eine genauere Betrachtung von Klosprüchen finden wir, von Pompeji und anderen alten Graffiti abgesehen, in der Zeitschrift ANTROTOTHYEIA, die von 1903 bis 1931 erschien, wo regelmäßig Toilettensprüche publiziert wurden unter der Rubrik Schattologische Inschriften....

> Auf diesem Scheißhaus wohnt ein Geist,
der jedem, der zu lange scheißt
von unten in die Eier beißt.
Mich aber hat er nicht gebissen.
Ich hab ihm ins Gesicht geschissen.
Und die Moral von der Geschicht:
Beschissne Geister beißen nicht<

Klosprüche passen nicht in die allgemeingültigen Normen und Wertvorstellungen von Ordnung und Sauberkeit.
Frage an Euch: Wie geht Ihr mit Klosprüchen um. Schreibt Ihr selber welche, reagiert Ihr auf Klosprüche amüsiert, verärgert, verächtlich, gleichgültig?

Übrigens:

  • In den Uni-Klos findet man die meisten, originellsten und witzigsten Sprüche.
  • In Schulklos gibts viel weniger Sprüche und die beziehen sich vorwiegend auf Lehrer und das andere Geschlecht.
  • In Kneipen für ältere Leute gibts kaum Sprüche.
  • In den Frauenklos stehen vernünftigere Dialoge, bei den Männern eher Nonsens.

> Die permanente Sucht der unterminierten Gesellschaft expliziert sich immer konzentrierter in einer der Frustration entzogenen, submanipulierten Heiterkeit <

  • Nächstes Mal leg ein Fremdwörterbuch dazu. Es sind nicht alle so schlau wie du.
  • Das ist allerdings sehr traurig, da die Uni doch ein Ort von Bildungsvermittlung sein sollte.
  • Diese Ausdrucksweise festigt aber auch das hierarchische Denken unserer Gesellschaft. Die Sprache ist eines der gutfunktionierenden Abgrenzungsmittel gegenüber der Arbeiterbevölkerung...
(Spruch in einer Uni,weiblich)

Klo-Spruch-Kategorien:

1. nicht sexuelle Klosprüche

1.1. introvertierte

1.2. extravertierte

1.1.1.

1.1.2.

1.2.1.

1.2.2.

1.2.3.

Resignation
Die beste Nation ist die Resignation.

Liebe
Liebe heißt, den anderen in seiner Einsamkeit zu bestärken.

Politik
Politiker aller Länder, verpisst Euch!

Provokation
Warum die Zeit totschlagen? Es gibt doch Punker und Popper.

Emanzipation
Als Gott den Mann erschuf, übte sie nur.

Flucht
Ich ziehe bald hier weg, aber die Liebe... !

Leben
Kommt, wir  boykottieren die Uni und leben

o

Protest
Wir wissen nicht, was wir wollen, aber das mit ganzer Kraft.

 

Rauschgift
Haschisch macht gleichgültig – is aber auch egal.

Poesie
Leben, einzeln und frei – aber brüderlich wie ein Wald das ist mein Traum.

 

Aggression
Wir schießen Strauß und Albrecht auf den Mond, damit sich Raumfahrt wieder lohnt.

 

Religion
Gott existiert nicht, trotzdem hasse ich ihn.

 

 

Diskrimierung
Einst lehrten uns die Griechen die Philosophie, heute leeren sie unsere Mülleimer.

 

Tode
Jeder stirbt sein Leben. Auch du.

 

 

Gewalt
Wo Blinde die Macht haben, brauchen Sehende Gewalt.

 

1.3. Nonsens, Satire, Witze
>Ihr seid doch alle Arschlöscher< - sagte das Klobecken.
Liebe Köchin, lieber Koch – hier fällt deine Kunst ins Loch.

2. sexuelle Klosprüche

2.1. Onanie
Wer die Hände in den Schoß legt, braucht noch lange nicht untätig zu sein.

2.2. Homosexualität
Frauen lieben Frauen. Milliarden Männer können nicht irren.

2.3. Heterosexualität
>Irren ist menschlich< sagte der Igel und stieg von der Klobürste.

 

aus: Hasan Celep, Bernd Kuhlmann; Fank Roskowetz: Graffiti - die beredte Sprachlosigkeit, In: Arnulf Hopf (Hrsg.): Theorie & Praxis der Sexualpädagogik, pad-Verlag, Dortmund 1990

"Wer Klosprüche nachmacht oder verfälscht, oder nachgemachte in Umlauf bringt, wird mit Papierentzug nicht unter 12 Sitzungen bestraft."

Mehr zum Utopischen Klo

 

 

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