1 Dass Vernunft in der Welt und im Begreifen sei…Die Hegelsche Philosophie, und damit auch Hegels Verstandes- und Vernunftbegriff setzen voraus, dass die Vernunft nichts der Welt Fremdes oder Äußerliches ist. Die Welt ist (zumindest der Möglichkeit nach) vernünftig und die Welt zu begreifen ist vernünftig. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die gesamte Hegelsche Philosophie. Wer diese Ansicht nicht teilt, dem hat Hegel nichts zu sagen. Bevor man aber weiß, ob man zu ihnen gehört, oder ob man mehr damit anfangen kann,sollte man aber mehr darüber wissen, was das eigentlich im Hegelschen Sinne bedeutet.
Die einfachste Vorstellung, was damit gemeint sein könnte, gibt ein Schüler von Hegel, J.E. Erdmann, in einer Vorlesung. Für ihn lässt sich der Satz „In der Welt ist „Vernunft““ übersetzen als „In der Welt ist (objectiver) Zusammenhang“ (Erdmann § 7, 1: 4). Wir würden heute davon sprechen, dass Strukturen und Prozesse in geordneter Weise vorliegen und ablaufen und auch dramatische Veränderungen dieser Ordnungen nicht völlig beliebig ablaufen, sondern selbst wieder Ordnungsstrukturen zeigen. Diese Annahme findet heute insbesondere durch die Komplexitätstheorien wieder deutliche Bestätigungen.
Da wir selbst in die objektiven Zusammenhänge eingebunden sind, wäre es unvernünftig anzunehmen, das Universum wäre uns fremd. Wir sind ein Produkt der natürlichen Entwicklung und wir wirken selbst immer stärker auf die uns umgebenden Weltbereiche ein, sind also selbst Faktor ihrer Entwicklung. Für die materielle Realität ist das sicher leichter einzusehen als für das, auf was sich Hegel bezieht: den Geist. „Geist“ ist bei Hegel aber nichts gespenstig-Mystisches, sondern hat immer etwas mit Selbsterschaffung und Selbsterkenntnis zu tun. Angesichts der modernen Erkenntnisse über die Selbstorganisierung in allen Strukturniveaus der Materie muss gar keine so große Kluft mehr angenommen werden zwischen „rein materiellen“ Evolutionsprozessen und dem menschlich-(geistig)-Ideellen. Wenn wir Geist als die immer weiter fortschreitende Entfaltung von Möglichkeiten im Universum verstehen, dann kann auch der folgende Satz akzeptiert werden, mit dem Charles Taylor die Hegelsche Position beschreibt:
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