Philosophisches Leben online
- ein Tagebuch 27.11.96 Mit dem neuen Monat beginne ich eine neue Datei. Sicher werdens nicht mehr so viele aktuelle Texte wie bisher und es soll sich ja nicht jede/r durch die alten Sachen wühlen müssen!
Termine für
Jena sind: (Aktuelle Termine!!!)
Einladungen woandershin folge ich auch gern, wenn mir die Fahrtkosten
irgendwie erstattet werde können und Übernachtung irgendwie
funktioniert...
Im Mai würde ich z.B. gerne mal wieder nach BREMEN kommen
- suche bloß noch den Sponsor... Diese Wochen sind gar nicht so produktiv. Es wird Zeit, daß ich mit der Arbeit am Buch beginne. Die Zeitschriften- und Bücherstapel nehmen nicht so besonders schnell ab, die Tage vergehen... einfach so. Ein bißschen Korrespondenz ist da grad richtig. Leider funktioniert das Gästebuch noch immer nicht (Server-Script), von neuen Lesern kommen im Moment auch keine Mails. Es wird wohl auch Zeit, meine Seiten bei Suchmaschinen anzumelden. Das mach ich dann mit, wenn ich die Firmenseiten von meinem Mann anmelde. Ansonsten ist wohl die potentielle Lesernzahl für deutschsprachige Philosophie sowieso auch begrenzt... Und das Internet eben nicht geeignet für tiefgründiges Nachdenken. Das Offline-Angebot wird auch wenig genutzt.
Ich habe schon wieder Ideen, wie man eventuell laufende Diskussionen
über Ökonomie parallel im Internet vorstellen könnte,
aber da muß ich warten, ob es jemand anders macht. Ich schaff
es nicht mehr.
In der Philosophie-Mailinglist ist es auch ruhig geworden. Einer
der aktivsten Teilnehmer bringt keine provokativen Themen mehr
ein und nun ist Ruhe... Früher mußte er öfters
mal Nachfragen hinnehmen, ob seine Themen denn die geeignetsten
für eine Philosophiemailinglist wären. Jetzt, wo er
sie nicht bringt, sind die anderen aber auch ruhig. Also lebt
auch das Web vorwiegend von einigen besonders aktiven Leuten...
07.12.96 Von wegen "Ruhe in der Mailinglist"! Es geht so seit 6.12. wieder rund. Da beteiligen sich pro Tag schon mal sechs oder sieben Leute. Ich habe mich auch mit eingebracht und dabei gemerkt, daß das eine eigene "Logik" hat. Schon beim Schreiben hatte ich ein ungutes Gefühl: Ich rede mit vielen Leuten auf einmal, ohne ihre Befindlickeiten zu kennen, ohne beim Sprechen eine optische Rückmeldung zu haben. Bei der eMail kann man sich noch gut aufeinander einstellen. Bei der Mailinglist geht die nonverbale Kommunikation verloren - daran merke ich erst einmal, wie wichtig sie mir ist.
Mißverständnisse sind dann natürlich vorprogrammiert
und ein Zurechtrücken interessiert wieder nicht alle... Es
ist schon nicht einfach.
10.12.96
Heute hatte ich 20 Mails im Briefkasten, fünf habe ich auch
gleich beantwortet. Zwischendrin läutete noch das Telefon
und ein guter Bekannter brauchte eine halbe Stunde Zuwendung.
Trotzdem sind diese Kontakte sehr interessant. Im Bereich der
Papierpost hatte ich niemals die Gelegenheit, mich mit so verschiedenartigen
Menschen auszutauschen, auf so viel Neues gestoßen zu werden.
Das Menschliche geht meiner Erfahrung nach nicht etwa verloren,
sondern durch die Lockerheit der eMail-Sprache im Gegensatz zur
oft verschnörkelten Papiersprache ("ordentliche Anrede"
und andere Regeln, die man doch immer irgendwie einhält)
fällt mir das Kontakthalten leichter. Durch die Ergänzung
durch mitgeteilte Homepages lernt man viele Menschen, Gedanken
und Projekte kennen... Die Computerei frißt mir schon seit zwei Wochen alle inhaltliche Konzentration weg. Am Schlimmsten sind die Zeitschriften mit CD-ROMs. Irgendeine Kleinigkeit ist da zwar nützlich - aber der dabei versessene Tag ists meistens nicht wert.
Heute habe ich mich in den freien Stunden mal über das neue
Heft der Philosophiezeitschrift "der
blaue reiter" gesetzt. Ich nutze die Tagebuchaufzeichnungen
für einige Bemerkungen, die mir so beim Lesen einfallen,
weil ich für gründliche Konspekte keine Zeit habe und
sie mir auch nicht mehr bringen würden, als das, was so wichtig
für mich ist, das es im Kopf hängenbleibt. Zum Themenschwerpunkt: Grenzpunkt Mensch
Insgesamt fällt wieder das wieder sehr ansprechendes Layout
auf !!! (Schrifteinfügungen..."sprechende und klingende"
Grafikelemente im Seitenlayout...)
12.12.96 Das Online-Leben verändert die Zeitbilanz doch ganz schön. Ich bin ca. zweimal in der Woche abends zu Veranstaltungen (phil. Gespräche, Zukunftswerkstatt, Vereine...). Ein oder zwei Abende verbringen wir in der Familie gemeinsam (Musik machen, Video- oder Fernsehen). Dann sitze ich einen Abend über der Briefpost und meistens kostet auch die Telefoniererei einen ganzen Abend, weil ich meine Anrufe auf einen Tag aufspare und dann auch mal länger mit jemandem schwätze. Dann bleiben noch zwei Abende: einer für eMails (meistens sind es zwei, die gehen dann woanders ab) und einer für Internet-Recherchen. Bei den Recherchen arbeite ich alle URLs ab, die ich mir im Laufe der Woche notiert habe, verfolge höchstens 2 bis 3 Links weiter, um Zeit und damit Geld zu sparen. Was interessanter ist, schreibe ich mir auf. Insgesamt fehlt dann aber die Zeit, alles inhaltlich aufzuarbeiten. Ich habe seit einer Woche ca. 20 htm-Seiten im Computer, die auf eine genauere Durchsicht warten. Neuerdings spare ich mir (und dem Drucker) auch das Ausdrucken der damit verbundenen 100 Seiten - es zeigt sich aber, daß ich eigentlich doch lieber Druckerschwärze lesen würde als Bildschirmpixel...
Wann ich dann ab Jahresanfang an meinem Buch
schreiben will, ist mir noch unklar (tagsüber sitze ich für
meine ABM, nachmittags ist Familie da...)...
13.12.96
Ich lese weiter Philosophie, lasse die CD-ROMs voller Programme
einfach mal eine Weile liegen. Während dem Lesen fällt
mir auf, daß ich schon gar keine wirklich neuen Gedanken
mehr zu lesen erwarte. Im besten Fall werden die Probleme nur
immer mit neuen Worten (manchmal auch immer denselben) genannt.
Im schlechteren Fall "schichtet die Philosophie...
die second-hands-problems übereinander" (G.Irrlitz,
N. Lobkowicz zitierend.) Noch ist es nichts mit Weihnachtsruhe. Meinen Jahresplan habe ich nicht geschafft. Die Bücher und Zeitschriften liegen immer noch ungelesen herum - und zu Weihnachten ist wieder ein Bücherstapel zu erwarten. Vielleicht ist es auch besser, ich lese das immer in Bezug zu den Themen, die ich für das zweite Buch dann gerade bearbeite...
Internetmäßig versuche ich, bei einem Bekannten ftp
hinzubekommen. Der erste Versuch heute hat erst mal nicht geklappt.
18.12.96
Inzwischen haben wirs geschafft. Die Seiten von der Firma meines Mannes
sind jetzt auf dem Server des Thüringer Wirtschaftsministeriums.
Ein Dauerzustand ist es aber nicht, damit jedes Mal zu dem Bekannten
an der Fachhochschule laufen zu müssen...
Gestern abend habe ich begonnen (!!!) das Material des letzten
Internet-Surfens aufzuarbeiten. Ich habe den Texthaufen erst mal
ausgedruckt. Das werde ich mir auf die Dauer verkneifen müssen.
Das wird zuviel. Da ich bis jetzt erst mal froh war, überhaupt
was Philosophieähnliches im Internet zu finden, habe ich
fast alles rausgezogen. In einer Bibliothek schreibe ich doch
aber auch nicht alles raus! Ich muß es lernen, mir auf der
Festplatte tatsächlich fachlich-inhaltlich sortierte Ordner
anzulegen und die Dateien dann auch da drauf zu lassen und am
Monitor zu lesen. So langsam bekomme ich ein Gefühl dafür, was Informationsüberflutung ist. Ich muß selektieren, enge mich damit aber immer mehr ein. Einige Homepages von interessanten Teilnehmer(inne)n einer Diskussion erwiesen sich aber auch als ausgesprochene Zeitverschwendung... (z.B. eine Grafikspielerei mit einer ehrlichen lakonischen Bemerkungen zu den "an die Wand geschissenen" Pages) Dies betrifft erst mal nur die Quantität der Information. Zur Qualität erhoffe ich mir vom Medium WWW noch mehr (bisher sind eh nur üblich geschriebene Texte elektronisch verfügbar gemacht, noch nicht von der Struktur her "verhypert"). P.S.dazu:
In einem (in der Tabula rasa
total verrissenen) Buch (Imagologies, Media Philosophy v. Taylor
and Saarinen) wird gut formuliert: all production is reproductive
coproduction.
|
Ahoi
Annette | ![]() eMail Achtung: UNBEDINGT die beiden Buchstaben AT in der Webadresse durch das Symbol @ (AltGr und Q-Taste gemeinsam drücken) ersetzen. Warum? |